Verbrannt sind unsre Höfe,
getötet unsre Leut.
Sie waren’s. Lasst die Herzen
es hämmern allezeit …
1942 wurde dieses Gedicht Inger Hagerups im norwegischen Exilsender »Stimme aus London« gesendet. Die Autorin erinnerte sich: »Gleich nachdem das Gedicht von London aus vorgelesen worden war, rief ein Deutscher bei uns an und wollte mich sprechen, und ich dachte: Nun wirst du dich umgucken! Und dann fragte er, ob ich die Schriftstellerin Inger Hagerup sei? Ja, sagte ich. – Ja, wir möchten Ihre Gedichtsammlung ins Deutsche übersetzen. Da wusste ich nicht, was ich glauben sollte, gerade das hatte ich nicht gedacht. Aber ich fragte auf alle Fälle: Ja aber – sind sie denn nicht allzu ›demokratisch‹, diese Gedichte? Nein, sagte er, sie sind nicht demokratisch. Doch. ›Die Pest‹ wird nicht mit dabei sein. Aber Sie werden deswegen keine Unannehmlichkeiten bekommen. Wir werden Sie protegieren. Und da dachte ich: Oh, vielen Dank! Ich sagte, ich müsse darüber nachdenken. Er rief fünf Minuten später an und sagte: Na so was, Sie wollen nicht in Millionenauflage erscheinen? Nein, sagte ich, erstens ist zwischen Deutschland und Norwegen solch eine merkwürdige Situation – ich war nicht so schrecklich mutig – und außerdem, falls meine Gedichtsammlung übersetzt werden soll, müssen alle Gedichte dabei sein, auch die ›demokratischsten‹. Und dann fuhren wir in die Berge. Aber es geschah nichts.«
Die vorliegende Auswahl umfasst 105 Gedichte aus den zwischen 1939 und 1979 erschienenen Sammlungen in norwegischer und deutscher Sprache.
- Veröffentlicht am Sonntag 22. Dezember 2024 von Elfenbein
- ISBN: 9783932245725
- 363 Seiten
- Genre: Belletristik, Deutsch-weitere Fremdsprachen, Zweisprachige Ausgaben