Auswärtige Kulturpolitik als Handlungsfeld und ‚Lebenselixier‘

Expertentum in der deutschen Auswärtigen Kulturpolitik und der Kulturdiplomatie

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Seit Mitte der 1960er Jahre ist ein umfangreiches Korpus an wissenschaftlicher Forschungsliteratur zur deutschen Auswärtigen Kultur- und Bildungspolitik (AKBP) sowie zu den internationalen Beziehungen in den Bereichen Kultur, Bildung und Wissenschaft erschienen. Vor allem unter sozial- und politikwissenschaftlichen Perspektiven wenden sich diese Studien einer stark ausdifferenzierten kulturpolitischen Praxis zu, mit deren Ausgestaltung eine Vielzahl institutioneller Akteure befasst ist. In ihren jeweiligen disziplinären Kontexten sind vorliegende Studien bislang eher randständig und es haben sich keine Forschungstraditionen oder gar ›Schulen‹ herausgebildet. Jedoch ist in jüngster Zeit eine quantitative Zunahme der Publikationen zu verzeichnen, und die Aufmerksamkeit sowohl bei den politischen Institutionen und Trägern wie auch in Wissenschaftskreisen wendet sich den Themen und Ansätzen einer (v.a. interdisziplinär ausgerichteten) ›AKBP-Forschung‹ zu.
Die vorliegende Arbeit reiht sich in diesen Forschungsdiskurs ein. Ihr akteurzentrierter Ansatz nimmt dabei nicht (wie bei früheren Analysen) Institutionen in den Blick – etwa die sog. Mittlerorganisationen und das Auswärtige Amt –, sondern richtet vielmehr die Aufmerksamkeit auf Individuen und deren Einfluss auf die (deutsche) Auswärtige Kultur- und Bildungspolitik. Das Politik- und Handlungsfeld wird hinsichtlich der Gestaltungs(frei)räume hauptberuflicher Entscheidungsträger v.a. aus dem Auswärtigen Dienst der Bundesrepublik Deutschland untersucht. Dabei werden die Entwicklungen und Ausformungen des Politik- und Praxisfelds nach dem ›Neuanfang‹ von 1949/1952 rekonstruiert, und dieser Aufbauprozess wird dabei quasi ›personalisiert‹. In einem explorativen Abschnitt werden Berufs- und Lebenserfahrungen ausgewählter Repräsentanten der Kulturdiplomatie im Auswärtigen Amt narrativ ermittelt und analysiert. Damit wird das Ziel verfolgt, ein in etablierten disziplinären Forschungsspektren bislang vernachlässigtes und damit innovatives außenpolitisches bzw. internationales Praxisfeld für kulturwissenschaftliche Fragestellungen und Zugänge zu öffnen.