Band 1, Dampf oder Elektrizität – 1900 bis 1927

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Zum 75jährigen Jubiläum des Beginns der großen Elektrisierung der Berliner S-Bahn erscheint der erste Band einer mehrbändigen Reihe zur Geschichte des elektrischen Zugbetriebes auf der Berliner S-Bahn.
Gegenüber den bisher veröffentlichten Büchern über die Berliner S-Bahn stützt sich diese Buchreihe auf amtliche Unterlagen, das heißt Akten der Königlichen Eisenbahndirektion Berlin, der Reichsbahndirektion Berlin und deren übergeordnetenBehörden, dem preußischen Minister der öffentlichen Arbeiten und dem Reichsverkehrsministerium. Aus dem Aktenstudium geht klar hervor, warum es von der Initiative des Ministers der öffentlichen Arbeiten im Jahr 1906 sechs Jahre dauerte, ehe beide Kammern des preußischen Gesetzgebungsverfahrens 1913 mit Mehrheitsbeschluß über eine erste Rate über 25 Millionen Mark – ursprünglich veranschlagt waren 143 Millionen Mark – für die Elektrisierung der Berliner Stadt-, Ring- und Vorortbahnen, die Weichen für die Zukunft stellten. Es wird nicht nur auf die bisweilen leidenschaftlich geführten Diskussionen eingegangen, die Vertreter der Dampflokomotive mit denen der Elektroindustrie austrugen, sondern auch auf die unterschiedlichen Auffassungen über die Frage nach der Art des Betriebsstroms und der Zugförderungsart: Gleichstrom Kontra Wechselstrom; Lokomotiv- Kontra Triebwagenbetrieb, eine Auseinandersetzung, die erst 1920, scheinbar »völlig überraschend«, entschieden wurde, zu Gunsten des Gleichstrombetriebs mit Triebwagen. Auch die Zeit des Weltkriegs 1914-18, für die ausnahmslos alle Autoren feststellten: »… wurde der Versuchsbetrieb kriegsbedingt unterbrochen …«, zeigte in der Wirklichkeit kontinuierliche Aktivitäten. Fast zwei Jahre (!) verbrachten beispielsweise Ingenieure damit, unter Kriegsbedingungen einen Zahnradantrieb für die Triebgestellzüge zu entwickeln, zu bauen und in Schlesien auszuprobieren, nur damit Wittfelds Idee dieser Betriebsart »stadtbahntauglich« wurde. Wenig bekannt ist auch der Ankauf der beiden Triebwagen durch die Eisenbahndirektion Berlin, die gegen Kriegsende für die im Bau befindliche Nord-Süd-Untergrundbahn bei van der Zypen & Charlier hergestellt wurden und wegen des Baustopps der Linie abgestellt waren. Den Einsatz dieser Wagen mit zwischengestellten Stadtbahnwagen auf der Strecke Potsdamer Vorortbahnhof–Groß Lichterfelde Ost schilderte eine zeitgenössische Zeitungsglosse, die auch bei der Eisenbahndirektion Berlin ihre Wirkung nicht verfehlte.
Weitere Kapitel des Buches befassen sich mit dem Versuchsbetrieb auf der Wannseebahn, der Einrichtung und dem Betrieb auf der Lichterfelder Vorortstrecke und natürlich ausführlich mit der Elektrisierung der Nordstrecken vom damaligen Stettiner Bahnhof in Berlin nach Bernau, Oranienburg und nach Velten. Die mit jeweils aktuellen Zeitungsnotizen aufgelockerten Abhandlungen sind reichhaltig bebildert und geben dem an der Berliner S-Bahn interessierten Leser in die Tiefe gehende Informationen, wie sie bisher noch nicht zur Verfügung stehen.