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Auf holprigen Straßen durch das 20. Jahrhundert

von

Das 20. Jahrhundert als das »Jahrhundert der Katastrophen « spiegelt sich auch im Leben des Gert Hoffmann: Im Revolutionsjahr 1917 als Sohn einer sozialdemokratischen jüdischen Wiener Anwaltsfamilie geboren, seit den 30er Jahren politisch aktiv. Wegen seiner politischen Aktivitäten mehrfach verhaftet, wurde er 1937 zu einer fünfjährigen Zuchthaushaft verurteilt. Im Februar 1938 kam er durch eine Amnestie frei und konnte am Tag nach dem Einmarsch der Hitler-Wehrmacht emigrieren.
Von Brno gelang es ihm, mit gefälschten Papieren über Paris nach Spanien zu reisen, wo er als Mitglied der Internationalen Brigaden an der Ebro-Schlacht teilnahm. In Frankreich wurde er unter miserablen Bedingungen interniert, konnte aber fliehen und als Landarbeiter im besetzten Frankreich untertauchen. Seine Mutter wurde in Auschwitz, sein Bruder im Todeslager Groß-Rosen ermordet, der Vater starb in einem französischen Lager. Anfang 1945 wurde er von der US-Armee rekrutiert und nahm an den Kämpfen in Deutschland teil. Seine Fotoaufnahmen werden hier erstmals in Deutschland veröffentlicht.Nach dem Krieg arbeitete er als Dolmetscher bei den Amerikanern, später als Disponent bei der sowjetisch verwalteten Wien-Film. Dort aus politischen Gründen entlassen; in den 60er Jahren Handelsvertreter in Lateinamerika, später verkaufte er amerikanische Druckmaschinen an die Sowjetunion. In den 70er Jahren gründete er ein kleines gewerbliches Unternehmen. Ab 1974 engagierte er sich in Kuba und Nicaragua, in der Hoffnung, dort am Bau einer neuen Gesellschaft mitzuhelfen. 2007 verkaufte er seine Firma und lebt heute als politisch engagierter Pensionär in Markt Piesting bei Wien.