Baschar und mein Leben im Goldfischglas

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Eigentlich wollte er kein Präsident sein. Eigentlich schienen Reformen möglich. Eigentlich ist seine Ehefrau der Inbegriff von Eleganz. Eigentlich hat das Volk an ihn geglaubt, nur das System verurteilt, dessen Säulen Unterdrückung, Gewalt und Ignoranz sind. Das Sprichwort sagt: wer aus den Fehlern der Vergangenheit nicht lernt, der ist gezwungen, sie zu wiederholen? Schon einmal verweigerte Homs einem Assad den Gehorsam und wurde dafür erbarmungslos bestraft: der Präsident schickte sein Militär und ließ die Stadt dem Erdboden gleichmachen. Dreißig Jahre später, mitten im arabischen Frühling, richten sich die Augen der Welt noch einmal auf diese Stadt und ihre Einwohner, auf die Angst und Verzweiflung derer, die alles aufgeben, weil sie an die Freiheit glauben, doch auch die Gegenseite kommt zu Wort. Denn wer entscheidet, was richtig und gerecht ist, was falsch und ein Verbrechen?

Zwei Personen prägen diesen Roman: ein junger Mann, der sich in wenigen Jahren hätte rühmen können, Bruder eines berühmten Dichters zu sein, wie es in hundert Jahren nur einen gibt, und Sabuha, deren Ehemann, ein hoch dekorierter Offizier und Verhörspezialist des gefürchteten Muchabarath, in wenigen Jahren in Pension gehen, sich ganz seiner Frau widmen und nachts ungestört Sternbilder hätte erforschen können, anstatt in der eigenen Wohnung ermordet zu werden. Vermutlich hätten sich im alten Syrien diese zwei Lebensläufe nie gekreuzt, doch die alte Zeit gibt es nicht mehr: die ganze Familie bekommt die Fratze eines Regimes zu spüren, dem ein Menschenleben
nichts bedeutet, wenn es um die Macht geht. Doch die Zeiten haben sich geändert und die Möglichkeit greifbar nahe, aus einem Goldfischglas einen Ort der Veränderung zu machen. Hautnah erleben wir die Wut und Verzweiflung von Menschen, die an die Freiheit glauben und sich gegen alle Unmenschlichkeit zu behaupten wagen, weil Freiheit und Gerechtigkeit am Ende siegen wird. Vielleicht.