Der Papyruskodex von Turin
Die Euhodios-Predigt anläßlich des Festes der Auferstehung ist in zwei
Manuskripten erhalten, die unabhängig von einander den Text wiedergeben.
Der ältere Kodex, hier mit T bezeichnet, ist ein Papyruskodex des
Museo Egizio in Turin, wo er unter der Nummer Cat. gen. 63000, XII
katalogisiert ist und aufbewahrt wird. Sogar der vordere Buchdeckel dieses
Kodex ist erhalten.
Nach ROSSIS Beschreibung ist der Deckel aus frischen, unbeschriebenen
Papyrusblättern zusammengeleimt und mit feinem Leder überzogen, das
vermutlich ohne Verzierung oder Bemalung geblieben ist. Er wird als ‚Quadro
3’ im Turiner Museum aufbewahrt. Seine Erhaltung ist jedoch noch schlechter
als die des Papyrusbuches. Der Buchdeckel scheint „zu Tode restauriert“ und
läßt kaum weitere Schlüsse zu. Nach Ausweis des jetzt erhaltenen Fragments
war er ganz ohne jede Bemalung oder Punzierung glatt gestaltet. Sein Gegenpart,
die Buchrückseite des Kodex, sowie der zu vermutende Buchrücken fehlen.
Somit ist leider nicht mehr auszumachen, ob das Manuskript regelrecht mit
Fadenheftung gebunden und mit dem Buchdeckel zusammengeheftet war oder
ob der Buchdeckel als Mappe für die losen Papyruslagen ausgelegt war.
Da die Papyrusblätter im 19. Jahrhundert auseinander geschnitten wurden und
an den Rädern „begradigt“ sind, kann man keine Reste der Bindung, evtl. Stichlöcher
oder Lagenzugehörigkeiten erkennen. Somit ist es an den vorhandenen
Blättern nicht mehr zu erkennen, ob der Kodex eine Sammlung loser Lagen war
oder ein gebundenes Buch.
Das hat ROSSI bei seiner Erstedition dazu veranlaßt, die Seiten mit falschen
Seitenzahlen zu versehen, manchmal auch Recto und Verso zu verwechseln und
die Texte mangelhaft zu identifizieren (zwei Blätter seines edierten Euhodiostextes
gehören übrigens zum Basiliostext).
Dieser Kodex bietet neben der Euhodios-Predigt auch die Michaelspredigt des
Basilios von Lasikê, die in der Einleitung als Teil 1 wiedergegeben wird. Beide
Predigten sind vom gleichen Schreiber konzipiert und in jeweils zwei Spalten
geschrieben. Allein die Titel sind über die ganze Seitenbreite geschrieben und
mit Arabesken und Paraphen geschmückt.
Textlich sind die beiden Predigten aufeinander bezogen, wobei nicht genau
geklärt werden kann, welche Predigt tatsächlich älteren Datums ist. Aufgrund
der inhaltlichen Übereinstimmungen der „freien Zitate“ scheint es, daß die
Auferstehungspredigt früher datiert werden kann, da sie eine straff gegliederte
Einteilung hat.
Beide Texte haben durch die Zerstörung des Papyrus und durch mangelhafte
Restaurierung ziemlich viel an Textvolumen verloren. Die Seiten sind oben, an
der Seite und unten teilweise zerstört. Seitennummerierungen und ganze Blätter
und Lagen fehlen (besonders in der Michaelspredigt, die nur zu etwa der Hälfte
erhalten blieb).
- Veröffentlicht am Samstag 1. März 2014 von Verlag Christoph Brunner
- ISBN: 9783906206028
- 280 Seiten
- Genre: Christliche Religionen, Philosophie, RELIGION, Sachbücher