Beau Brummell

von

Am 20. November 1929 strahlte die BBC in der Reihe „Miniatur-Biografien“ einen Beitrag von Virginia Woolf aus: eine unterhaltsame und trotz ihrer Kürze literarisch bemerkenswerte Lebensbeschreibung George Bryan Brummells. Woolf nähert sich dem „Beau“, der als Begründer des Dandytums und Pionier des guten Geschmacks galt, auf bewundernde aber nicht beschönigende Weise. Gleich zu Beginn des Textes zeichnet sie ein Bild vom alten, finanziell ruinierten und verwirrten Brummell, bewegt sich dann mit ihm entgegen der Chronologie seines Lebens durch Glamour, mondäne Gesellschaft und das Glücksspiel. Gerade sein rhetorisches Geschick faszinierte Woolf. Denn allzu oft gab Beau schneidende Bemerkungen über andere Leute von sich. Das waren keine besonders witzigen und erst recht keine tiefsinnigen Kommentare, aber so gewandt, so verschlagen und so spitzfindig, dass sie unweigerlich im Gedächtnis blieben.
Woolf präsentiert uns einen Mann, der lange in Erscheinungsbild und rhetorischer Gewandtheit vom Schicksal begünstigt zu sein schien, und am Ende seines Lebens mit Armut und Einsamkeit dafür bezahlen musste. Virginia Woolf veröffentlichte ihren Essay über Beau Brummell 1929 zunächst in einem Sammelband und 1930 in einer signierten und auf 550 Exemplare limitierten Sonderauflage.