Bedeutungen und soziale Praktiken

Probleme des Sozialexternalismus und Perspektiven einer individualistischen Theorie

von

In der zeitgenössischen Sprachphilosophie ist die Annahme weit verbreitet, dass Bedeutungen und andere sprachliche (und auch mentale) Phänomene eine wesentlich soziale Dimension besitzen. Mit Behauptungen dieser Art ist nicht lediglich gemeint, dass Sprachen nun einmal in sozialen Zusammenhängen gelernt und üblicherweise von vielen Personen geteilt werden. Sogenannten sozialexternalistischen Theorien zufolge müssen wichtige sprachliche und mentale Phänomene – sei es unser sprachlicher Weltbezug oder auch die Gehalte unserer Gedanken – vielmehr von Beginn an in eine soziale Perspektive gerückt werden. Angenommen wird somit offenbar auch, dass eine Bedeutungstheorie, die nicht bereits mit der Wahl ihrer Grundbegriffe diese Perspektive einnimmt, ihre Gegenstände verfehlt. Das vorliegende Buch verfolgt vornehmlich zwei Ziele. Zum einen sollen auf der Grundlage einiger Unterscheidungen zwischen verschiedenen Arten von bedeutungstheoretischen Behauptungen und Erklärungen einflussreiche sozialexternalistische Positionen und Argumente im Detail untersucht und ihre Schwächen aufgedeckt werden. Zum anderen dient dieser kritische Durchgang aber auch der Profilierung einer individualistischen Alternative, in deren Zentrum die Kompetenzen, Verwendungsabsichten und Interpretationswünsche einzelner Sprecher stehen. Gezeigt werden soll insbesondere, dass eine individualistische Theorie genügend Ressourcen besitzt, um zumindest manche sozialexternalistische Ideen zu integrieren.