n seinem Spätwerk Bei den Hyperboreern schildert Crnjanski seine Eindrücke von Skandinavien, das er 1937 bereiste, aus der Perspektive eines serbischen Exilanten in Rom während des Zweiten Weltkriegs. „Und während ich da so sitze oder träume zu sitzen, erinnere ich mich, daß die Tundra in Spitzbergen, wenn sie blüht, viel bunter ist als der Pincio, den ich über dem Tiber erblicke.“ Die Bombardierung der europäischen Metropolen und die Judenverfolgung bedeuteten für Crnjanski den unwiederbringlichen Untergang Arkadiens. In diesem Buch geht es Crnjanski nicht darum, dem Verlorenen nachzutrauern, sondern eine letzte Hoffnung hochzuhalten, eine Wunschvorstellung, Utopie oder realistische Traumerzählung. „Offensichtlich bedeutet dies, daß es für den Menschen nötig ist zu wissen, daß er irgendwohin nicht mehr zurückkehren kann, um zu erkennen, wie glücklich er dort war.“ Miloš Crnjanski zählt zu den herausragenden Autoren der serbischen Avantgarde. Seine poetische Prosa hat die moderne serbische Literatursprache geradezu erschaffen. Der Roman Bei den Hyperboreern kann als Synthese seines Werks betrachtet werden, in dem Visionen einer friedlichen Welt kontrastiert werden mit Schilderungen sozialer Mißstände, Rassismus und Krieg. Crnjanski zeigt sich als Autor von internationalem Rang. „Die besondere Anziehungskraft des Werkes besteht darin, daß sich die Genre vermischen: lyrische Prosa mündet in Essays, die in eine dramatische Form übergehen, welche wiederum von lyrischen Passagen besänftigt werden.“ (Cornelia Marks). Miloš Crnjanski (1893-1977): geb. in Csongrád (Ungarn), studierte Philosophie und Kunstgeschichte in Wien, Belgrad und Paris, ab 1928 Kulturattaché in Berlin, Rom und Lissabon für das Königreich Jugoslawien, Emigration nach London, 1965 Rückkehr nach Belgrad.
- Veröffentlicht am Dienstag 1. Juli 2014 von Leipziger Literaturverlag
- ISBN: 9783866601734
- 344 Seiten
- Genre: Belletristik, Hauptwerk vor 1945