Beiträge zur tibetischen Erzählforschung

Deutsche Nacherzählung

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Mustang, im Nordwesten des Königreichs Nepal gelegen, gehört zu einer der Himalayaregionen dieses Landes, die seit alters her von einer tibetischen Bevölkerung bewohnt werden. Der Norden Mustangs, jenseits des Dhaulagiri und der Gebirgsketten des Annapurna, bildete ehemals ein selbständiges Fürstentum. Durch dieses Gebiet führte die alte Salzstraße, die das tibetische Hochland mit dem indischen Subkontinent verband. Der florierende Handel brachte auch eine kulturelle Blüte mit sich, die sich vor allem in einem Reichtum an Volkserzählungen niederschlug

Zahlreiche Elemente in den Märchen und Schwänken aus Mustang weisen auf Erzählgut des

indischen und besonders des tibetischen Kulturraumes hin. Auch international bekannte Stoffe wie das ‚Aschenputtel-Märchen‘ werden von den Bewohnern Mustangs erzählt. Bei ihnen herrscht noch

heute eine lebendige Erzähltradition, die rein auf mündlicher Überlieferung basiert und an der Männer und Frauen jedes Alters teilhaben.

Die Erzählungen wurden 1983 im Rahmen eines Projektes der Deutschen Forschungsgemeinschaft auf Tonband aufgenommen und in möglichst getreuer Anlehnung an die Originale nacherzählt. Die Veröffentlichungen der Volkserzählungen aus Mustang legen nicht nur Zeugnis ab für den reichen Märchenschatz dieses kleinen Hochgebirgsvolkes. Sie tragen auch zur Bereicherung unseres Wissens über diese ferne Hochgebirgsregion bei und sind nicht nur für den Märchenliebhaber, sondern auch für den Erzählforscher und Kulturwissenschaftler von Interesse.

Die Verfasserin war Mitarbeiterin im Institut für Sprach- und Kulturwissenschaft Zentralasiens in Bonn. Der Schwerpunkt ihrer Forschungsarbeiten ist die Untersuchung der tibetischen Volksliteratur.