Berichte der Zürcher Denkmalpflege

Der vorliegende 22. Band der seit 1961 veröffentlichten Reihe Zürcher Denkmalpflege beleuchtet die vielschichtige Tätigkeit der kantonalen Fachstelle in den Jahren 2013 und 2014. Innerhalb dieses Zeitraums gelang es, zahlreiche, teils aufwändige Restaurierungen öffentlicher wie privater Baudenkmäler mit Erfolg abzuschliessen. Eine deutliche Mehrheit der von der Denkmalpflege im Rahmen der Bauberatung und der Dokumentation begleiteten Arbeiten konnte mit Mitteln aus dem eigens dafür eingerichteten Fonds unterstützt werden. Vorgängige Archivabklärungen, restauratorische Untersuchungen, geschicktes Verhandeln mit der jeweiligen Bauherrschaft sowie baubegleitende Dokumentationen haben dazu beigetragen, angemessene denkmalpflegerische Lösungen zu entwickeln, Entscheide zu treffen und die Erkenntnisse über bedeutende Zürcher Baudenkmäler entscheidend zu vermehren. Die regelmässig erscheinenden Berichte bilden in konzentrierter Form gleichsam das Gedächtnis der Fachstelle. Sie erheben den Anspruch, all denjenigen Fachpersonen, die sich zukünftig wieder mit einem dieser historischen Bauwerke befassen, aber auch generell der Öffentlichkeit, als verlässliche Quelle zur Verfügung stehen zu können.

In einem einleitenden Artikel zeichnet Oliver Waddell als Informatiker und Historiker die Entwicklung von den mit damals üblichen Mitteln erarbeiteten Grundlagen aus der Frühzeit der kantonalen Denkmalpflege über die Einführung der Informatik im Betrieb bis hin zur heutigen Objektdatenbank (ODB) facettenreich nach. Dabei werden die rasanten Veränderungen am Arbeitsplatz innerhalb einer Generation deutlich. Im Zentrum der Abhandlung steht die Mitte 2017 von der Denkmalpflege in Betrieb genommene Objektdatenbank, die heute als wichtigstes elektronisches Gefäss im Arbeitsalltag unverzichtbar ist. 36 ausführliche Texte zu Einzelbauten und Ensembles, die in einem Zeitraum von rund 700 Jahren entstanden sind, bilden den Schwerpunkt der Publikation. Die monografisch präsentierten Objekte aus allen Gegenden des Kantons vertreten in ihrer typologischen Vielfalt, ob als Kleinbau oder als grosszügig konzipierte Anlage, exemplarisch einen Ausschnitt der historischen Zürcher Baukultur in Stadt und Land. Anhand der baugeschichtlichen Zeittafeln, der Massnahmenberichte und eines umfangreichen Dokumentations- und Quellenanhangs werden die Objekte, sei es der Speicher Habersaat in Aeugst a. A., die reich ausgestattete Villa «Am Gstad» in Thalwil oder die Psychiatrische Klinik «Hohenegg» ob Meilen, in systematischer Form präsentiert. Rund 130 Kurzberichte zu denkmalpflegerisch begleiteten Massnahmen und zu zahlreichen abgebrochenen Bauten runden den Band ab.

Diesmal bilden neben fünf katholischen wie reformierten Kirchenbauten (Dättlikon, Hinwil, Pfungen, Wetzikon, Winterthur-Veltheim) verschiedene Objekte der Infrastruktur, der Versorgung und des Verkehrs ein Schwergewicht. Dafür stehen unter anderen der frühere Kontrollturm auf dem Flugplatz Dübendorf, die markante ehemalige Spinnereianlage Blumer in Freienstein-Teufen, die Bahnhofanlage Illnau oder die Hauptpost in der Stadt Winterthur. Hier gelang auch die umfassende Restaurierung des baulich während langer Zeit arg vernachlässigten, kulturhistorisch bedeutenden Landsitzes «Schanzengarten» – ein eigentlicher Glücksfall. Leider waren die Bestrebungen aber nicht immer von Erfolg gekrönt, so z. B. beim bedauerlichen Abbruch des Wohnhauses Ritter in Erlenbach, dem bedeutenden Erstlingswerk von Architekt Max Ernst Haefeli aus dem Jahr 1925. Der Band schliesst mit einer Würdigung des Zürcher Güterbahnhofs, der nach langer Vorgeschichte dem gegenwärtig im Bau befindlichen kantonalen Polizei- und Justizzentrum (PJZ) weichen musste.