»Bill Barrette und John Yau werfen ihre wachen Augen auf Berlin. Beider Augen sind so wach, weil sie in einer anderen Kultur geschult wurden.
John Yau, von chinesischer Abstammung, in NY und LA gleichermaßen zu Hause, gewaschen mit allen Wassern der bildenden Kunst, streift durch Berlin und notiert seine Eindrücke, Augen-Blicke: eine persönliche Wahrnehmungsgeschichte fern des Tradierten. Ein deutlicher Aneignungswunsch ist in ihm. Als Dichter möchte er sich die Stadt auch aneignen durch Anverwandlung ihrer Dichter. Das sind Gottfried Benn, Paul Scheerbart und Oskar Pastior. Was für ein Dreigestirn in dem Geisterreich Berlin! Yau geht von Erscheinungen aus, die – eben noch konkret – ins Surreale übergehen, die Ausgangsebene noch einmal streifen, um sich dann an einem Ort poetischer Überraschungen zu verlieren.
Dem Geisterreich von John Yau entsprechen die Windstille und die Menschenleere in den Photographien von Bill Barrette, der sich als bildender Künstler immer wieder obsessiv mit dem menschlichen Bedürfnis auseinandersetzte, wie der individuellen und kollektiven Identität in einer Zeit der Löschung und der Selbstauslöschung zu gedenken sei. Menschen tauchen in seinen Photographien nur als Phantombilder, als Wachsfiguren im Panoptikum, als im großen Glas eingeweckter Fötus oder als ‚photo trouvé‘ vom Flohmarkt auf.«
Aus dem Nachwort von Joachim Sartorius
- Veröffentlicht am Dienstag 21. November 1995 von Weidle
- ISBN: 9783931135102
- 96 Seiten
- Genre: Belletristik, Lyrik