Selbst wenn manche von uns nicht glauben, dass Berlin schön ist, Heinrich Heine – von dem wir freilich wissen, dass er Ironie und Spott liebte – ist dieser Meinung schon. Und letzten Endes müssen ja die vielen Touristen aus Deutschland, Europa und Übersee ebenfalls dieser Meinung sein, denn von Jahr zu Jahr machen sich immer mehr auf den Weg in die Hauptstadt.
Sie alle wird die Anthologie an die Hand nehmen, damit sie nicht nicht nur die Alte Nationalgalerie oder das Historische Museum im Zeughaus Unter den Linden oder die derzeit angesagteste Eventmeile auf der Warschauer Brücke heimsuchen, sondern auch die „stilleren Gegenden“ um den Tiergarten, den Müggelsee, den Kreuzberg erleben. Spektakel wie Ruhe werden von den Dichtern besungen, von Bildenden Künstlern auf Papier gebannt.
Neben so bekannten Poeten aus der Vergangenheit wie Heinrich Heine, Gottfried Keller und Adelbert von Chamisso werden in der Anthologie auch Vergessene zu Wort kommen wie die Frauenrechtlerin Louise Franziska Aston, der Dramatiker Richard Zoozmann oder Ludwig Pfau, ein Revolutionär aus dem Jahre 1848, der seiner politischen Überzeugung wegen mehrmals in Haft genommen wurde. So wird die Gedichtsammlung auch die wechselvolle Geschichte Berlins widerspiegeln und „Ausgrabungen“ enthalten, die in keiner anderen modernen Anthologie über Berlin zu finden sind.
Selbstverständlich erhalten auch gegenwärtige Autoren die Möglichkeit, hier ihre Gedichte mit direktem Berlin Bezug zu veröffentlichen. Nicht die Großstadt allgemein, sondern die Metropole Berlin haben sie im Visier. Dabei geht es natürlich nicht um Vollständigkeit und lückenlose Wiedergabe aller jemals geschriebenen Berlin-Gedichte. Große, mit Berlin fast zwangsläufig in Verbindung gebrachte Namen wie Benn, Becher und Brecht fehlen – nicht nur, weil die Rechteinhaber hohe Lizenzgebühren fordern, sondern weil sie in anderen Anthologien hinreichend und fast dominierend vertreten sind. Hier, in „Berlin ist auch eine schöne Gegend“, sind weniger „geläufige“ Dichter enthalten wie Gerd Adloff, Christine Kahlau, Jürgen K. Hultenreich, Helko Reschitzki, Klaus Körner, Richard Pietraß oder Elisabeth Wesuls. Sie sehen Berlin mit ihren Augen, besingen es mit ihren Worten und zeichnen so ein sehr individuelles Bild von Berlin, das uns – im günstigsten Fall – eine vollkommen neue Sicht auf diese Großstadt ermöglicht.
Illustriert wird der Band mit 59 Grafiken in Berlin lebender Künstler, verbunden mit einer wirklichen Kurzbiographie der jeweiligen KünstlerInnen des Wortes und der Graphik für alle in der Anthologie enthaltenen Werke.
- Veröffentlicht am Samstag 1. Oktober 2016 von trafo Literaturverlag
- ISBN: 9783864650758
- 244 Seiten
- Genre: Anthologien, Belletristik