Berlin ist kein Gedicht

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„Berlin ist arm, aber sexy“, urteilt Berlins regierender Oberbürgermeister Klaus Wowereit. „Berlin ist das Epizentrum zeitgenössischer Kunst“, meint die Tourismusgesellschaft visitBerlin. Mehr als 400 Galerien und 20.000 Künstler sind seit dem Mauerfall an der Spree ansässig. Berlin, die Stadt der Superlative, verfügt neben Nofretete-Büste, Pergamon-Altar und Brandenburger Tor, Internationalen Filmfestspielen, Fashion Week oder Gallery Weekend aber auch über die größte Luftnummer Europas, den neuen Flughafen BER, auf den vielleicht Heinrich Heines Ausruf passen würde: „Berlin! Berlin! Du großes Jammertal!“.

Viele Dichter, Schrifsteller und Journalisten haben bereits über Berlin geschrieben. Joseph Roth lässt 1927 in seinem Roman „Flucht ohne Ende“ die Hauptfigur Franz Tunda sagen: „Diese Stadt.liegt außerhalb Deutschlands, außerhalb Europas. Sie ist die Hauptstadt ihrer selbst.Sie hat keine Gesellschaft. Aber sie hat alles, was überall in allen anderen Städten erst durch die Gesellschaft entsteht: Theater, Kunst, Börse, Handel, Kino, Untergrundbahn.“

Dieser Lyrikband von Angelika Leitzke mit Illustrationen von Sooki Koeppel blickt über die Baustelle des neuen Stadtschlosses hinweg in einige bekannte und weniger bekannte Winkel und Ecken der 3,5-Millionen Metropole. Er will sagen, dass Berlin nicht das Gedicht ist, für das manche die Stadt vielleicht heute halten. Oder meinen, halten zu müssen. Keinesfalls dient er als Überlebenshilfe, Poesiealbum oder Anleitung für touristisches Wohlbefinden. Wer Berlin näher kennenlernen will, begebe sich – abseits von hip und hype – in diesem Buch auf die Suche.