Bibliothek der griechischen Literatur

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Unter allen aus der griechischen Antike überlieferten Romanen dürfte Achilleus Tatios Liebesroman „Leukippe und Kleitophon“ derjenige sein, welcher dem modernen Roman am nächste steht. In ihm sind nämlich, wie dann wieder im 18. Jahrhundert in Henry Fieldings „Joseph Andrews“, dem Beginn des modernen englischen Romans, die ideale und die pikareske Tradition epischer Erzählweise miteinander verschmolzen worden, wodurch sich die Möglichkeiten der Gattung Roman und ihre Leistungsfähigkeit als künstlerisches Medium zur kritischen Beurteilung oder Interpretation des Lebens in allen seinen Aspekten gewaltig erweitert haben. Nur scheint nach allem, was wir wissen, Achilleus Tatios Veruch – im Gegensatz zu dem von Henry Fielding – ohne Nachfolge geblieben zu sein.Was die Abfassungszeit von Leukippe und Kleitophon betrifft, verweisen die Indizien – zur Person ihres Autors existieren leider kaum irgendwelche sicheren oder unumstrittenen Nachrichten – deutlich auf das dritte Viertel des 2. Jahrhunderts nach Christus. Die Handlung selbst spielt entweder in der Zeit des Verfassers selbst oder – wofür einiges spricht – in der Mitte des 1. Jahrhunderts nach Christus, nicht jedoch im 5. oder 4. Jahrhundert vor Christus, wie meist behauptet wird.Die hier vorgelegte Übersetzung, die diese Liebes- und Reiseliteratur- Geschichte erstmals wieder einem deutschsprachigen Publikum zugänglich macht, beruht auf einer sehr sorgfältig erarbeiteten Textgrundlage. Über textkritische Probleme sowie biographische, literarhistorische und verschiedene Einzelfragen handelt eine ausführliche Einleitung. Der Erleichterung des Textverständnisses und der Erhellung der Arbeitsweise des Autors dient ein wissenschaftlicher Kommentar. Ein detailliertes Register beschließt den Band.