Blaue Blumen zu Allerseelen

Ein Palermo-Krimi

von

Santo Piazzese, Molekularbiologe, preisgekrönter sizilianischer Autor, entwirft in seinem dritten Palermo-Krimi einen Kosmos schriller Gegensätze, das Soziogramm einer verführerischen, wie brutalen Gesellschaft, in ihren jahrtausendalten Schichtungen, die sich trotz eiserner Hierarchien demokratisch durchdringen. Palermo, eben.
Alles deutet daraufhin, dass die insgesamt fünf Mordopfer auf das Konto der Mafia gehen. Aber hier soll die Mafia als eine derart Palermo-immanente Realität dargestellt werden, die so hautnah erfahrbar, so „selbstverständlich“ ist, dass anders als in Andeutungen über sie zu sprechen, zum verzichtbaren Beiwerk wird. Mit grandios lebensecht gezeichneten Figuren, allen voran Kommissar Vittorio Spotorno und seine drei Frauen, die von ihm geehelichte Amalia, die Polizeibeamtin Stella, die mysteriöse Dama Bianca, erzählt der Roman auch von der Fatalität des Mitgerissenwerdens, gerade wenn man sich am Rande der niedergehenden Lawine stehend sicher wähnt. Das dramatische Potential ist auch ohne Mafia als Hauptakteur hoch; Jean-Claude Izzo reihte diesen Noir unter die aus dem Mittelmeerraum ein, deren „Stammbaum bis zur griechischen Tragödie zurückreicht“.