Nach Gestade ein weiteres Zeugnis der Derrida und Blanchot verbindenden Freundschaft. Blanchots kleine Schrift von 1994, Der Augenblick meines Todes, das den Beinahe-Tod (s)einer Erschießung durch die deutschen Besatzer am 20. Juli 1944 schildert, ist Anstoß für Derrida, die Literatur und ihr Verhältnis zum Tod, das Leiden oder die Passion und das Zeugnis in seinem Verhältnis zu Wahrheit und Literatur, Wahrheit und Fiktion zu befragen. Denn eine Reinheit oder Unschuld des Zeugnisses gibt es nicht; es ist immer der Fiktion bedürftig, schwebt in der Gefahr des Meineids. So auch die „autobio-thanatographische“ Erzählung Blanchots – bei aller Freundschaft, Derrida unterlässt es nicht, sich mit den politischen Einsätzen dieser Schrift als möglicher Rechtfertigung auseinanderzusetzen. Am Ende wird nicht nur die Aporie des Zeugen als eines Überlebenden sichtbar, sondern auch die Aporie eines Lebens, das den unmittelbaren Bevorstand des Todes zwar überlebt hat, aber damit auch schon einen Tod gestorben ist.
- Veröffentlicht am Samstag 2. November 2024 von Passagen
- ISBN: 9783851655810
- 136 Seiten
- Genre: 20., 21. Jahrhundert, Hardcover, Philosophie, Softcover