Blieb das Salz

Gedichte

von

„Ein Gedicht, das sich zusammenfassen und nacherzählen lässt, ist Prosa. Lyrik setzt erst da an, wo die Sprache versagt“ – schreibt die Autorin im kurzen Nachwort dieses eigenständigen Lyrikbandes.

Raluca Petrulians Gedichte werden vom Rhythmus getragen, sind stark bildorientiert, beobachtend, horchend. Sie bewegen sich zwischen einer meditativ-minimalistischen Sprache, die oft am Rande des Verstummens verebbt und einer welterschaffenden Sprachgewalt voller Präzision und Schönheit. Jedes Gedicht erlaubt ein direktes Eintreten ins Bild, dessen Dramaturgie schon die Metapher ist.

Leben bedeutet hier Weitergehen ohne Rückkehr. Unbehaustheit, Versprengtes, Fremde, Exil, Einsamkeit – teils erlitten, teils gewollt – sind häufige Motive dieser Lyrik. Eine ortlose, randlose und dennoch in sich geschlossene Welt mit großen inneren Freiräumen. Eine Welt des Abstandes; Seitenblicke, Zuschauerblicke. Wer blickt? „Gedichte sind nicht elitär“, sagt die Autorin. „Sie lassen sich ohne Nachhilfe in Hermeneutik gut verstehen. Doch ohne ein erlebtes Vorverstehen, nicht. Ein Gedicht kann man als „seines“ wiedererkennen. Dann wird der Leser zum Autor, der eigenes inneres Sagen entdeckt und verteidigt.
das ticken einer uhr /in fremden zimmern, die /leere der mittagsstunde, /ein zufälliger blick /nach draußen – und plötzlich kommt zweifel hoch.