Blutsbrüderkuss

Imbiss des Verwerters

von

Sein Alter ego heißt ‚Herr Lehmann‘, und dass dieser Name nicht einzigartig ist, weiß jeder, der schon mal ein Telefonbuch zur Hand nahm.
Weitaus ungewöhnlicher ist die Geschichte von ‚Herrn Lehmann‘, die sich 1989/90 zutrug. Der Mann stolpert, strauchelt, stöhnt, säuft sich durch die Gegenwart, die den ihm vertrauten Grund aufgegeben hat. ‚Der Kapitalismus ist die Summe der schlechten Charaktereigenschaften der Menschen‘, befindet Herr Lehmann wütend. Und fügt hinzu: ‚Da ihre Hirne wie vollgeschissene Latrinen überliefen, konnten sie nicht den Mundgerucht des Kapitalismus riechen.‘
‚Herr Lehmann‘ ist eigentlich kein Herr, sondern ein Punk, der auskotzt, was er denkt.
Das Ende der DDR wirft ihn völlig aus der Bahn. Die alte Ordnung zerbricht, mit der neuen hält die Unmoral Einzug. ‚Herr Lehmann‘ hält schonungslos Gericht und erweist sich am Ende als unfähig, selbst gewohnte Verrichtungen auszuüben. Den Job hat er schon selbst gekündigt, die Gefühle verabschieden sich von allein.
Die wild und wütend erzählte Geschichte pfeift auf alle Regeln der Literatur, es ist, wie der Autor sagt, ‚antikapitalistischer Beat aus Berlin‘.