Bogensprünge

Vierzehn Erzählungen mit Bildern von Harms Bellin

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Sternenzauber, Noctis, Gelbe Turbane, Blaue Verse für das Morgen und Mondkadenzen heißen die bisherigen Gedichtbände von Ursula Henriette Kramm-Konowalow. Wohlklingende Titel, deren bemerkenswerter, preisgekrönter Erfolg aus überzeugenden poetischen Inhalten und einem sicheren Gefühl für die Feinheiten und Zwischentöne unserer Sprache resultiert.
Ebenso vielfältig und farbenreich kommen auch die Menschen und Themen daher, von denen die Lyrikern in ihrem ersten Prosaband erzählt. Poetische Rückblicke in ferne Zeiten, die beinahe versunken scheinen, intensive klangvolle Sprachbilder, verblüffende Wortspiele, ein präziser Blick auf die unscheinbaren Dinge des Lebens, klare Bekenntnisse, eindringliche Zeitkritik und eine große Menschenliebe sprechen aus diesen vierzehn Kurzgeschichten. Merkwürdigkeiten, schräge Typen, liebenswerte Originale, starke Frauen, scheinbare Versager sind hier subtil erinnert oder beobachtet. In den kleinen Alltagserzählungen spiegelt sich in einem perfekt dazu passenden Sprachstil die große Weltgeschichte. Wie leben die sogenannten „einfachen“ Menschen? Wie gehen sie um mit Glück und Unglück, mit Kummer und Missverständnissen, Sprachlosigkeit und Oberflächlichkeit, Trauer und Leid? Was kann der Einzelne tun für mehr Wärme? Müssen Beamte wirklich kaltherzig sein? Ist Ehrlichkeit altmodisch? Wie in einem Mikrokosmos sind hier Geschichten von Menschen versammelt, wie sie unterschiedlicher kaum denkbar sind. Der Leser wird hineingezogen in die einprägsamen, sehr detailreichen Schilderungen, die dank des genauen Blicks der Autorin gleichermaßen anrühren und anregen nachzudenken, nicht vorschnell zu beurteilen, sondern auch unter die Oberfläche zu schauen, Zusammenhänge zu beachten. Und selbst dort, wo Zorn oder Ironie die Dichterin ergreifen, bleibt sie leise und damit um so nachdrücklicher, denn letztendlich dreht sich alles um das Wesentliche des Lebens: Liebe, Frieden und die Suche nach dem Glück.