Bonner Islamstudien

von

Als eine aktuell einflussreiche islamische Strömung nimmt die Wahhabiya starken Einfluss auf das gesellschaftliche Leben in der islamischen Welt und Europa. Ein wichtiger Aspekt ihrer Theologie ist die Lehre der Attribute Gottes geworden, welche die Wahhabiya als Mittel der Ausgrenzung andersdenkender Muslime nutzt. Der 2001 verstorbene wahhabitische Gelehrte Muhammad b. ‚Uṯaimin prägte die Position der Wahhabiya auf diesem Gebiet mit zahlreichen Schriften maßgeblich. Dabei behauptet er – sowie die Wahhabiya im Allgemeinen –, seine Meinung unmittelbar aus dem Qur’an und Sunna ableiten und auf die Altvorderen (salaf) zurückführen zu können. Er glaubt, die einzig gültige und wahre Position diesbezüglich zu vertreten.

Die vorliegende Studie geht dieser Behauptung nach, indem sie Art und Charakter der Attributenlehre der Wahhabiya unter besonderer Berücksichtigung der Schriften Ibn ‚Uṯaimins untersucht. Dabei wird aufgedeckt, dass die hermeneutischen Prinzipien so gewählt sind, dass das anthropomorph anmutende Gottesbild in den Qur’an hinein gedeutet werden kann. Zudem zitieren wahhabitische Gelehrte Autoritäten der islamischen Gelehrsamkeit nur selektiv, um sie im Lichte ihrer eigenen Position erscheinen zulassen.