Bonstettiana. Historisch-kritische Ausgabe der Briefkorrespondenzen Karl Viktor von Bonstettens und seines Kreises (1753-1832)

(1805-1811)

von

Karl Viktor von Bonstetten (1745-1832) ist Goethe durch seine Lebensdaten wie durch die Universalität seines Geistes und sein weltweites Beziehungsnetz ähnlich. Seiner Mehrsprachigkeit, seiner Kultur der Konversation, dem weiten Horizont seines Intellekts sowie seiner geistigen und politischen Liberalität ist es zu verdanken, daß Bonstetten in höherem Alter in Genf von ganz unterschiedlichen Menschen aus aller Welt aufgesucht wurde und daß seine Briefkorrespondenz ins Unermeßliche wuchs. Er gilt heute als Leitfigur für die Erforschung der europäischen Übergangszeit zwischen dem Ancien régime und der Moderne.
Die historisch-kritische Edition der ›Bonstettiana‹ – der Titel ist Bonstettens eigene Prägung – erschließt zum erstenmal die ganze Breite seiner Briefkorrespondenzen. Neuartig und aufschlußreich ist die mehrstimmige Anlage der Edition, die Polyphonie. Die Briefwechsel zwischen Bonstetten und seinen Korrespondenten werden ergänzt durch Briefwechsel zwischen seinen wichtigsten Partnern. Die Mehrstimmigkeit erstreckt sich über die Jahre 1753 bis 1832 und über den gesamten europäischen Raum. Punktuell werden Auszüge aus bisher unveröffentlichten Tagebüchern eingeflochten.
Im zehnten Band erreicht die Edition bezüglich Brieffrequenz und Vernetzung von Beziehungen höchste Dichte, resultierend aus der geschichtlich vorgegebenen engsten Affinität der europäischen Freundschaftskreise Bonstettens und Mme de Staëls. Individual-, Freundschafts- und Universalgeschichte erscheinen in den Jahren von Napoleons Aufstieg zum Weltbeherrscher als Facetten einer ›Comédie humaine‹ unter der Regie einer ‚Vorsehung, die den mystischen Wagen der Weltregierung unter unaufhörlichem Geschrey und Schnattern über den Ocean der Zeiten fortleitet‘. (Johannes von Müller)