‚Auditive Poesie‘ nennt Gerhard Rühm ‚alle jene poetischen Produkte, in denen Sprachklang und Artikulation bewusst mitkomponiert wurden, konstituierende Bestandteile des Textes sind‘.
‚Sprechtexte‘ sind zum unmittelbaren Vortrag bestimmt. Wortklang, etwa im gereimten Gedicht, ist ein altes poetisches Mittel, das schon beim Lesen sinnfällig wird und damit auch visuelle Qualität gewinnt. Ein ‚Sprechtext‘ jedoch ‚muss über den mitkomponierten Sprachklang hinaus eine Information vermitteln, die überhaupt erst durch die akustische Realisation des Textes rezipierbar wird‘. Die Differenzierung des Wortes in seinem Ausdruck wie in seiner Bedeutung geschieht durch den musikalischen Ausdrucksgestus der Stimme – Lautstärke, Klangfarbe, Tonhöhe und Sprechtempo. Die reine Lautdichtung, die in Rühms ‚Sprechtexten‘ immer wieder aufscheint, markiert einen Extremfall ‚auditiver Poesie‘.
Rühms ‚gesammelte Sprechtexte‘ werden erstmals präsentiert in der dafür besonders sinnvollen Kombination von Buch und Kassette. Hörbares und Lesbares bilden so eine ideale Ergänzung zum Verständnis der Texte als ‚poetisches Ereignis‘.
Zahlreiche Texte in diesem Band sind Erstveröffentlichungen.
- Veröffentlicht am Freitag 22. April 1988 von Rowohlt
- ISBN: 9783498057183
- 340 Seiten
- Genre: Belletristik, Gegenwartsliteratur (ab 1945)