Bottrop-Ebel 76

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Michael Wolf ist mit seinen Arbeiten über das ›Leben in Megacities‹ weltweit bekannt geworden und einige der prägnantesten Serien sind bei ›Peperoni Books‹ als Buch erschienen: ›Tokyo Compression‹, ›Hong Kong Inside Outside‹, ›A Series of Unfortunate Events‹, um nur einige zu nennen.Und jetzt ›Bottrop-Ebel 76‹, was eine ganz andere Geschichte ist. Als Student hat Michael Wolf die Serie 1976 in der kleinen Bergarbeitersiedlung im Ruhrgebiet fotografiert und zum Examen bei Otto Steinert an der Folkwangschule in Essen eingereicht, damals als klassische Sozialdokumentation streng sortiert nach Kategorien wie ›Bausubstanz‹, ›Jugendliche‹, ›Arbeitende Bevölkerung‹, oder ›Feste und Vereine‹. Mit dem Abstand von mehr als 35 Jahren wurde die Arbeit jetzt neu gesichtet und für das Buch viel freier zusammengestellt als die systematisch angelegte Examensarbeit.Michael Wolfs neugieriger, mitfühlender Blick zielt auf das Milieu und trifft mitten ins Herz. Wenn ein kleines Mädchen mit Schultüte vom Vater ausgeschimpft wird, weil es nicht wunschgemäß Aufstellung für den Fotografen nimmt, wenn Jugendliche mit ihren Mopeds an den Stadtrand fahren, um Bier zu trinken und die Annäherung an das andere Geschlecht auszuprobieren, wenn vor der Fahrt ins Blaue auf der Straße im Ausgehzwirn ein Schnaps gekippt wird oder ein altes Paar in Alltagskleidung und Pantoffeln im Vereinslokal einen melancholischen Walzer tanzt, stockt mir der Atem angesichts der körperlich spürbaren emotionalen Intensität.›Bottrop-Ebel 76‹ ist eine grandiose Studie über das Bergarbeitermilieu im Ruhrgebiet zu Zeiten des bereits einsetzenden Strukturwandels. Gleichzeitig und mehr noch ist es aber ein Epos über das Leben selbst, das beispielhaft nachfühlbar macht, was Menschen verschiedener Generationen alleine und in Gemeinschaft bewegt und umtreibt.