Brennpunkt Griechenland

Krise, Eurozone und die Weltwirtschaft

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In den meisten Darstellungen wird die Krise in Griechenland auf innere Faktoren zurückgeführt: Die Reichen weigern sich, Steuern zu zahlen, seit langem herrscht in Griechenland ein weitreichendes System des Klientelismus, es gibt eine enge Beziehung zwischen dem Staat, den großen Parteien und den verschiedenen Interessengruppen. Daraus wird geschlossen, die griechische Gesellschaft tendiere dazu, mehr zu konsumieren als zu produzieren; sie habe eben „über ihre Verhältnisse gelebt“. Griechenland habe die seit den 1980er Jahren fast überall durchgeführten (neoliberalen) Struktur-Reformen verschlafen und seinen ineffizienten Staat, seinen unflexiblen Arbeitsmarkt und seine zahlreichen, die Freiheit der „Marktteilnehmer“ einschränkenden Regulierungen beibehalten.
Abgesehen davon, dass ein relativ plötzlich einsetzendes Ereignis wie der tiefe Fall des Bruttoinlandsproduktes in Griechenland nicht mit langwirkenden Strukturen und Verhaltensweisen erklärt werden kann, zeigen Christos Laskos und Euclid Tsakalotos auf, dass seit geraumer Zeit Griechenland dabei war, ein ganzes Set von neoliberalen „Reformen“ umzusetzen und dass die Krise gerade mit dieser neoliberalen Politik in der Weltwirtschaft und der EU zu tun hat.