Den 1945 aus ihrer Heimatstadt vertriebenen Deutschen ist Bromberg die Stadt ihrer Jugend, die Stadt ihrer Erinnerungen. Hier lebten Deutsche und Polen gutnachbarschaftlich in Eintracht zusammen. Dadurch war die Zweisprachigkeit und das Aufwachsen in zwei Kulturen, das gegenseitige Verständnis und eine kommunikative Brücke zwischen beiden Völkern gegeben. Die Spannungen des 20. Jahrhunderts wurden von außen hineingetragen,- beiderseits -, und führten zu den verhängnisvollen Ereignissen vor und nach Ausbruch des Zweiten Weltkrieges sowie 1945 und danach. Beide Völker haben sich gegenseitig schweres Leid zugefügt. Diese Belastung darf der beiderseitigen Verständigung nicht entgegenstehen, es gilt, sie zwischen den Betroffenen gemeinsam redlich aufzuarbeiten und abzutragen. Die Möglichkeit dazu bietet nun der politische Wandel im ehemaligen Ostblock, in Sonderheit in Polen. Eine neue Entwicklung mit offenen Grenzen und neuen Horizonten ist eingeleitet worden. Heitere, besinnliche und ernste Beiträge wechseln in diesem Band ab. Sie sind ein Spiegelbild der gemeinsamen Geschichte zweier Völker dieser Stadt an der Brahe, die im Jahre 1996 ihr 650jähriges Stadtjubiläum begeht.
Nachfolgende Worte stellte Marian Hepke 1968 seinem Bildband „Bromberg, Ein Buch der Erinnerung“ voran: „Bromberg war und ist keine malerische Stadt wie etwa Salzburg oder Rothenburg ob der Tauber, sie ist – trotz einer wechselvollen, oft dramatisch verlaufenen Geschichte – nicht als Stadt zu bezeichnen, deren Anblick historische Gedankenverbindungen auslöst, wie etwa Danzig, Thorn oder Königsberg. Bromberg ist dennoch eine interessante Stadt. Sie hat – das haben wir Jahrzehnte hindurch erleben dürfen – immer wieder einen seltsamen Reiz auf Fremde ausgeübt. Ihm nachzugehen, scheint uns eine dankenswerte Aufgabe.“
In der Zeitschrift „Bromberg“ (Nr. 4/1960) sagte der Schriftsteller Tadeusz Nowakowski, daß Bromberg, „unsere gemeinsame Heimatstadt, eine der schönsten Städte der Welt ist.“
Zu diesem weit gespannten Bogen der Meinungen wurden die Beiträge in diesem Buch zusammengetragen, das sich nun einfügt in die Reihe der im Husum Verlag erscheinenden „Lesebücher“. Die hier veröffentlichten Artikel sind zum Teil vor etlichen Jahren in der von der Badegast-Vereinigung e.V., Wilhelmshaven, aufgelegten Zeitschrift „Bromberg“ erschienen, und sie werden nun einem breiteren Leserkreis zugänglich. Einige weitere Beiträge entstammen dem Archivmaterial der „Sammlung Bromberg“ im Küstenmuseum der Stadt Wilhelmshaven.
Möge „Bromberg. Ein Lesebuch“ vor allem den heimatvertriebenen Brombergern, denen seit 1961 die Stadt Wilhelmshaven Patenstadt ist, ein Buch der Erinnerung sein. Möge es aber auch zum Brückenbau zwischen den Völkern beitragen auf dem Weg zum friedlichen Europa und ganz besonders all denen eine angenehme Lektüre sein, denen Bromberg heute Heimat ist und denen Bromberg einst Heimat war.
- Veröffentlicht am Freitag 23. Dezember 1994 von Husum Druck- und Verlagsgesellschaft
- ISBN: 9783880425385
- 138 Seiten
- Genre: Anthologien, Belletristik