Brummlg’schichten – CDs

Devisen /Die Goethe-Feier

von

Kurt Wilhelm erinnert sich:

FOLGE 12: DEVISEN – (3.7.1949) hatte wieder Olf Fischer nach einer uns eingesandten Grundidee geschrieben. Wenn auch ein Jahr nach der Währungsreform und der wirtschaftlichen Blüte dank der D-Mark nahezu alle staatlichen Beschränkungen des Wirtschaftslebens weggefallen waren, eine wichtige hatte der Alliierte Kontrollrat beibehalten: kein Deutscher durfte ausländisches Geld besitzen. Mit Devisen erwischt zu werden, bedeutete harte Strafen. Für Wurmdobler und seine Schwarzhändlerfreunde von einst ein letztes buen retiro für illegale Geschäfte, die ohne Arbeit was abwarfen.

Die Zenzi ist wieder da und steht im Mittelpunkt. Zwielichtige Typen werden gesprochen von Fritz Benscher, dem Balten Walter Hilbring und Bum Krüger, der schon in vielen Rollen dabei war. Ebenso wie die beiden Vertreter des Gesetzes, Albert Spenger und Otto Storr. Große Lacher mit ein paar Sätzen erntet ein Lausbubendarsteller namens Walter Koch, später ein seriöser Mitarbeiter im Bayerischen Fernsehen.
Musikalisch wurden ‚Managua Nicaragua‘, aus einem Judy-Garland-Film mit bayrischem Text, und der Superschlager dieser Jahre, die ‚Caprifischer‘ durch Rolf Wilhelm verwurstet und von den Isarspatzen interpretiert.

DIE BRUMMLSTARS

4. MARIA STADLER
Ihre Rolle war die vergleichsweise undankbarste im Brumml-Quartett. Sie war die Bißgurrn, das Hauskreuz, der Auslöser für viele Pointen, die Xaver Brumml sprechen durfte, oder die Zenzi, oder der Wurmdobler. Nur ganz selten sie. Das ist halt so in der Dramatik. Einer muss die Wurzen sein.
Maria Stadler hat sich 11 Folgen lang nobel aus der Bredouille gezogen und das Undankbare mit dankenswerter Geduld und Entsagung mit Leben erfüllt. Eine rasse Münchnerin, scharfzüngig, resolut, aber nie ohne Herz.
Die gebürtige Schwabinger Architektentochter wollte früh zur Bühne, aber die Eltern sagten „Nein“! Nach internen Kämpfen trat sie unter dem Pseudonym Ria Steinhagen der ‚Bayrischen Landesbühne‘ bei, spielte sich frei, und hatte erste Erfolge. Als Mama sie in einer Strindbergrolle sah, durfte aus der Steinhagen wieder die Maria Stadler werden, die erfolgreich nach Bonn, Würzburg und Köln engagiert wurde. Das Schicksal ereilte sie in Gestalt einer Ehe und dem mehrjährigen Verzicht auf alle Kunst, mit Ausnahme einiger kleinerer Filmrollen bei der ‚Bavaria‘.
1946 kehrte sie jedoch in den Beruf zurück, spielte Theater, sprach im Funk und filmte. Bald wurde sie 11 Folgen lang zur ‚Resi Brumml‘ mit der scharfen Zunge, und darüber hinaus eine viel beschäftigte Schauspielerin bis zu ihrem Ende.

Mitte Juli gab es einen aktuellen Anlaß, den auch die Familie Brumml würdigen mußte. Jedenfalls nach Ansicht der kulturell hochstehenden Zenzi: Goethe’s 200. Geburtstag.

FOLGE 13: DIE GOETHEFEIER – (24.7.1949)
Hans Fitz, der Stammvater kommender Künstlergenerationen (Walter, Gerd, Veronika, Lisa, Michael, Ilse, usw.) Bänkelsänger, Volksschauspieler, Stücke- und Filmautor brachte mir die Idee und erste Entwürfe. Wir führten das Skript gemeinsam aus. Fred Rauch schrieb moderne bayrische Texte auf klassische Melodien, die die schöne Gitta Lind mit den Isarspatzen sang. Das vermasselte uns der neue Programmdirektor Schneider-Schelde leider zum Großteil, indem er verbot ‚Mozart zu verunstalten‘. (Dabei war die Musik von Boccherini, aber das war ihm egal). Was sollten wir gegen seinen Befehl machen? Ludwig Kusche mußte uns eine stilistische gänzlich andere, bewusst etwas verschroben listige Musik auf die Rauch-Texte komponieren. Und die Boccherini-Aufnahmen wurden gelöscht.
Eine bemerkenswerte Darstellung lieferte uns der ausgezeichnet französisch sprechende Otto Brüggemann von den Kammerspielen. Sein Dialog war ausschließlich in französisch. Nur selten radebrechte er ein deutsches Wort. Das aber derart perfekt, daß man ihn für einen Franzmann hätte halten können. Daraus ergab sich eine etwas ungewöhnliche Form von Komik, weil man Vieles, auch wenn man Französisch nicht verstand, aus Einzelwörtern erraten, und Spaß an den grotesken Brumml’schen Übersetzungsversuchen haben konnte.

DIE NEUE FRAU BRUMML – Von der Folge „Devisen“ an gab’s eine grundlegenden Änderung im Ensemble. Liesl Karlstadt löste für den Rest der Serie Maria Stadler als Frau Brumml ab. Maria Stadler hatte sich nicht, wie die anderen Brummlstars, zur Eigenart entwickeln können. Sie war vom Stimmtyp zu wenig herzlich (so gutmütig sie privat war) und sie immer nur als Zankeisen einzusetzen, das den Pantoffelhelden Xaver beherrscht, war für unsere Geschichten auf die Dauer zu wenig ergiebig. Liesl Karlstadt’s gutmütige Herzlichkeit, aber auch ihre Vernunft waren den Zuhörern leichter zu vermitteln. Ich hatte mich lange nicht getraut sie zu fragen, ob sie die Rolle annähme. Sie war für mich und das Publikum quasi ein alleiniges Eigentum von Valentin. Daß sie eine Berufs-schauspielerin war und von Engagements lebte, vergaß man immer wieder. Nach Valentins Tod, mit dem sie im letzten Jahrzehnt nur noch selten aufgetreten war, spielte sie nun Theater (‚Arsen und Spitzenhäubchen‘ in der ‚Kleinen Komödie‘) und sagte gern Ja zu Hörfunkaufgaben. Auch zur Rolle der Frau Brumml. Durch ihre Persönlichkeit und ihren Ton verschoben sich die Gewichte. Es kam mehr Menschlichkeit, Intelligenz und eine gewisse frauliche überlegene Güte dem Xaver gegenüber in die Skripte. Rundum ein Gewinn.
Ebenso wie die Mitwirkung zweier bekannt-beliebter Darsteller als Brumml-Gäste: Willy Reichert und Heinz Erhardt. Ihnen schrieben wir für „Alte Liebe“ und „Das amerikanische Duell“ Rollen, die zu ihrer Eigenart passten.

OLF FISCHER – war inzwischen unser Brumml-Hauptautor. Unermüdlich im Finden von neuen Handlungsmöglich-keiten und Geschichten. Wir einigten uns stets rasch auf die Inhalte, die nächsten Varianten der Wurmdobler-Gaunerei und Zenzis neue Spinnereien. Dann schrieb er ein erstes Rohskript, aus dem ich dann typische Brumml-Dialoge entwickeln konnte. Seit ich im März 1948 erreicht hatte, daß ihn der BR fest anstellte, um mit uns beiden eine neue Abteilung „Bayrische Unterhaltung“ zu gründen, saßen wir im Büro einander täglich gegenüber und konnten so den denkbar engsten Kontakt auf kürzestem Wege praktizieren. Das erleichterte und förderte die intensive Zusammenarbeit.

Olf, Jahrgang 1917, hatte nach einer Ausbildung als technischer Kaufmann (was Solides, gell) seinen Wunschtraum verwirklicht. Er hatte Schauspielunterricht und Theaterpraxis absolviert ehe er für 6 Kriegsjahre beim Militär alle großen Feldzüge an der Front mitmachen mußte. 1945 wieder daheim in München, landete er zufällig an der ersten Kleinkunstbühne ‚Der Bunte Würfel‘ im Kreise von Barbara Gallauner, u.a.m. Entwickelte sich dort zum Hausautor, schrieb Sketche und Chansons, conferierte, führte Regie und lernte durch die vielseitigen Tätigkeiten alle Anforderungen des nur scheinbar ‚leichten‘ Genres gründlich kennen. Der Rundfunk begann sich für seine Arbeiten zu in-teressieren, er trat als Interpret eigener Texte im ‚Zehnerl-kabarett‘ auf, und Wilhelm gab ihm Autorenaufträge. Über 20 Brummlg’schichten tragen nun seine Handschrift, und als Wilhelm 1953 zum Fernsehen wechselte, blieb er dem Hörfunk treu und avancierte zum Leiter der groß gewordenen Abteilungen ‚Wort‘ und ‚Volkstümliche Unterhaltung‘. Sein Name wurde bald zu einem Markenzeichen des Sender