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Bücher aus und über Franken

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Zu diesem Buch

Ich habe in diesem Buch kurze Texte zusammengestellt, die von meinen sich über Jahrzehnte erstreckenden Reisen in dreißig Länder berichten. Über Erlebnisse, vor allem über Menschen, die ich dabei getroffen habe; man könnte die Texte vielleicht „verbale Miniaturen“ nennen; allerdings ist die lexikalische Definition insofern nicht zutreffend, als diese von einer „zierlichen Kleinmalerei“ spricht.
Bei meinen Wort-Schnappschüssen – um einen Begriff aus der Fotografie zu verwenden – ist das Motiv (Thema) oft traurig, ja abgründig, hat also nichts mit „anmutiger oder ausschmückender Schönheit“ zu tun. Deshalb auch der Haupttitel mit dem Bericht über den Besuch in einem brasilianischen Frauengefängnis. Und doch hatte ich gerade hier viel Schönes, ja ergreifende Menschlichkeit erlebt.
Was bei der Fotografie Beleuchtung und Blickwinkel, ist bei meinen Texten der Stil, die Schreibart. Wenn ich zum Beispiel im Anblick eines aus vielen Fetzen bestehenden Hemdes eines Arbeiters – in einem neuseeländischen Heimatmuseum ausgestellt – die ausgebeuteten, gehetzten Menschen vorstelle, die Schafe schlachteten und für englische Diners zerstückelt in die Gefrierschiffe verfrachteten, beschreibe ich dies mit nicht syntaktisch gegliederten Wortkaskaden.
Meine Texte sind meist ambivalent; in sich widersprüchlich, oszillierend zwischen Heiter- und Traurigkeit: C‘est la vie! – so ist das Leben!
Bei meiner Länderzählung – also Erlebnistopografie – habe ich (was nicht ganz korrekt ist) Hawaii, Hongkong und Singapur als Staaten mit „eingereiht“; aus autobiografischen Gründen. In manchen Ländern bin ich nur kurz, in anderen mehrfach (wie in den USA zwei Dutzend Mal) gewesen. Ich reiste – erst allein, dann, als unsere Kinder „aus dem Haus“ waren, mit meiner Frau – nie als Tourist, sondern eingeladen zu Vorträgen, Beratungen, Lehraufträgen. Dank der Betreuung durch solche Partner war es mir verhältnismäßig rasch möglich, einen Blick auf die alltägliche Wirklichkeit mit ihren Licht- und Schattenseiten zu werfen. Ich lag nicht am Sandstrand der Copacabana, sondern war wochenlang in den Favelas unterwegs (um nochmals Brasilien zu erwähnen). Nicht als Voyeur, aber freilich als Zuschauer, jedoch nicht lust-, eher leidvoll.
Es gibt Überschneidungen mit zwei anderen, autobiografischen Büchern. Ich dachte jedoch, dass es manche Leserinnen und Leser interessieren mag, wie das Mosaik der Erlebnislandschaft eines deutschen „Kulturbürgers“ (so wurde ich genannt) aussieht, dem es vergönnt war, jeweils ein Welt-Bild vor Ort sich anzueignen, das natürlich fragmentarisch ist. Es fehlen die Länder Afrikas und Russland; sie blieben leider außerhalb meiner Tätigkeit. Wahrscheinlich wäre dadurch mein anthropologisches Resümee nicht verändert worden:

Welch ein Rätsel ist der Mensch –
Welche Wirrnis bilden die oft krummen Lebenslinien –
Wie traurig sind oft Schicksale –
Wie genial ist sein Tun und –
Wie abgründig die von ihm gestaltete Geschichte.

Ich konnte in viele Gesichter blicken. „Das Schicksal schlägt zu. / Wie richtig das ist. / Schlag auf Schlag: / langsam entsteht ein Gesicht.“ (Catarina Carsten)