Cadavre exquis

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„cadavre exquis“ bedeutet „köstliche Leiche“, eine im Surrealismus entwickelte Methode, um dem Zufall bei der Entstehung von Texten und Bildern Raum zu geben. Sie wird von mehreren Personen gestaltet, auf Papier, das immer wieder geknickt wird, ohne dass der andere weiß, was jener vor ihm zu Papier gebracht hat. In den Bildern entsteht somit ein skurriles Körperbild, Mischwesen und Fantasiegestalten bilden sich auf dem Papier. Es geht darum, den Verstand auszuschalten und dem künstlerischen Schaffensprozess freien Lauf zu lassen.

Auch Isabella Feimers Erzählung „cadavre exquis“ bedient sich dieses surrealistischen Spiels. Sie ist inspiriert und geleitet vom Leben und Werk Leonora Carringtons (1917-2011), Schriftstellerin, Malerin und gleichsam eine der schillerndsten und mysteriösesten Figuren der surrealistischen Kunst. Sie ist im deutschsprachigen Raum kaum bis wenig bekannt und dementsprechend nicht ausreichend rezipiert. Das vorliegende Triptychon ist von ihrem Leben und Werk inspiriert und führt es in eigenen surrealistischen Wegen in Wort und Bild von Isabella Feimer, Martin Plattner und Manfred Poor gestaltet, verschlungen und abenteuerlich in die Gegenwart.

Erzählt werden Momentaufnahmen einer Frau, die ein Jahr in einer psychiatrischen Anstalt verbringt. Reales und Fantastisches gehen ineinander über, erzählt wird das Überwältigende einer unmöglichen Situation. Alles wird zu einem Bild, das vielgestaltig und formwandlerisch ist. Eins führt zum anderen, der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt; einer bitteren Realität wird eine irrlichterne Welt der Möglichkeiten entgegengesetzt, Wildes nimmt Besitz von der gezähmten Realität, das Animalische zeigt sich als einziger Ausweg, eine innere stellt sich gegen eine äußere Monstrosität.