Calwer Frühling

Novelle

von ,

Otto A. Böhmers heiter-melancholische Novelle über ein Leben der verpassten Gelegenheiten und die befremdlichen Zumutungen des Alters hinterlässt merkwürdigerweise eine feine Hochgestimmtheit.

Eine Heiterkeit geht von dieser Novelle aus, die den Leser rasch mit sich fort- und hineinzieht in die unheldische Situation eines nicht mehr jungen Mannes. Der Schriftsteller Gerald Wunderlich begibt sich in die Stipendiaten-Wohnung im Geburtshaus Hermann Hesses nach Calw, um sich selbst zu finden. Und »diese fein um ihn gelegte Heiterkeit, sie machte alles erträglich, ja mehr als das, sorgte für eine Stimmung, die sich als metaphysischer Frohsinn benennen ließ.«
Dieser Frohsinn wird getragen von einer tiefen Melancholie, die über dem literarischen Personal der Stadt im Nordschwarzwald liegt. Es geht um alte und beginnende Lieben, um Trunkenheit und verpasste Chancen, um Hinfälligkeit und Lebenslust.
»Ein alter Mann kam ihm entgegen, der mit sich selbst sprach, das paßte. Vielleicht war Wunderlich aber auch nur wieder sich selbst begegnet, das kam oft vor, und nie gab es dabei eine Wiedersehensfreude, die man länger als unbedingt nötig auskosten wollte.«

»Otto A. Böhmer gehört zu der hierzulande nicht besonders verbreiteten Art des Humoristen. Abseits der großen Strömungen hat er sein Talent entwickelt und reifen lassen.« Deutschlandradio