Dichter und Philosoph, Mystiker und Theosoph, Sozialpolitiker und Naturwissenschaftler, faustisches Universalgenie – das ist Tommaso Campanella (1568 – 1639): Wie Giordano Bruno und Galilei, mit denen er ein Dreigestirn der italienischen Spätrenaissance bildet, kommt er früh mit der scholastischen Orthodoxie in Konflikt. Die Gewalt seiner denkerischen Visionen, die jeden theologischen Kanon sprengen, lassen den Kopf zum Revolutionär werden und bringen ihn in die Fangarme der spanischen Justiz und der römischen Inquisition. Der Versuch, seine Heimat, das Königreich Neapel, von der Fremdherrschaft der Spanier zu befreien und dort die Idee eines christlichen Volksstaates in die Tat umzusetzen, scheitert verhängnisvoll und bringt ihn für 27 Jahre in die Kerker Neapels.
In seinem im Kerker geschriebenen „Sonnenstaat“, der im nachweisbaren Zusammenhang mit den Tübinger Rosenkreuzern und Johann Valentin Andreaes „Christianopolis“ stand, will Campanella „aus der Kraft der Sonne und der Sterne herunter die Richtlinien für Staatsverwaltung auf der Erde finden“ (Rudolf Steiner in einem seiner letzten Vorträge). Seine Utopie weist voraus auf moderne christliche Sozialideen und auf eine Dreigliederung der Gesellschaft.
Friedrich Hiebel zeichnet in seiner biographischen Dichtung das spannungsreich-tragische Leben des Kalabresen so nach, dass man die bei aller Vielschichtigkeit zielgerichtete Schicksalsgestalt wahrnimmt. Das kunstreiche Gefüge der Komposition und die knappe, mitreißende Sprache führen den Leser zur lebensvollen Anschauung der Jahrzehnte, die den Durchbruch zum neuzeitlichen Bewusstsein bezeichnen.
- Veröffentlicht am Samstag 8. November 1980 von Freies Geistesleben
- ISBN: 9783772506185
- 306 Seiten
- Genre: Belletristik, Romanhafte Biografien