Carl Zuckmayer, Gesammelte Werke in Einzelbänden (Taschenbuchausgabe)

Theaterstücke 1955-1961

von

Das kalte Licht ist ein Begriff aus der Kernphysik – Carl Zuckmayer setzt ihn in direkten Zusammenhang mit der Handlung seines Theaterstücks, meint damit aber nicht die Spaltung des Atoms, sondern vor allem »die Krise des Vertrauens«. Der junge Physiker Kristof Wolter wird zum »idealistischen Verräter«: er sieht das politische Gleichgewicht gefährdet, wenn die Voraussetzungen zum Bau der Atombombe nur Engländern und Amerikanern bekannt sind, und gibt die Pläne an kommunistische Funktionäre. Er läßt sich trotz für ihn günstiger Umstände schließlich zum Geständnis bewegen. Der ihm vergleichbare reale Spion Klaus Fuchs nannte sein Verhalten »kontrollierte Schizophrenie«. Für Carl Zuckmayer war die Problematik weiter gespannt: er sah dies Stück als Ausdruck der »Denk- und Glaubenskrise der Gegenwart«. Wie sehr ihn in diesen Jahren die Fragen der eigenen Zeit beschäftigten, zeigt bereits der Untertitel seines nächsten Stückes Die ›Uhr schlägt eins. Ein historisches Drama aus der Gegenwart‹. 1953/54, als die Belastung mit der Schuld des Natio-nalsozialismus in Deutschland noch nicht überwunden ist, revoltiert ein junger Mann gegen die Wirtschaftswunderfassade und schließt sich der Unterwelt an. Er wird zum Mörder.