War es Selbstmord? Oder war es Chancelvie, die Harald erschossen hat? Nicht erst am Ende der Novelle wird ihr eigentliches Thema deutlich: Wie Schuld und Unschuld verteilt sind. Doch Chancelvie wird schließlich den Aufbruch wagen und lässt den Leser ahnen, dass sie ihre Zukunft mutig gestalten wird, denn er hat es mit einer starken jungen Frau zu tun. Stark genug, um aus den Belastungen, denen sie ausgesetzt ist – von ihrer Hautfarbe angefangen, über eine harte frühe Kindheit bis zu den Zumutungen ihrer Ehe und den Verdächtigungen einer übereifrigen Staatsanwaltschaft – an Erkenntnissen gereift hervorzugehen.
Dass sie die notwenige Erkenntnis ausgerechnet beim wieder Lesen von Fragmenten ihres eigenen Romans erlangt, ist nicht nur ein literarischer Kniff, mit dem Monika Lamers beide Textarten ineinander verschachtelt, sondern wirft nebenbei ein Licht auf unterschiedliche Möglichkeiten des Schreibens: Der lässige Ton tagebuchartiger Notizen führt den klassischen Erzählduktus des Schlüsselromans ad absurdum, obwohl es eben dieser Text war, der den Anfangsverdacht genährt hatte.
Also doch nur ein Krimi?
Entscheiden Sie selbst!
- Veröffentlicht am Freitag 9. Mai 2014 von Free Pen Verlag
- ISBN: 9783945177044
- 134 Seiten
- Genre: Belletristik, Erzählende Literatur