Chronik der deutschen Philatelie

Ein Mann, der zur Legende wurde

von

Ein neues Buch zu Alfred Moschkau
Vor 100 Jahren starb in Oybin Kommissionsrat Alfred Moschkau. In Erinnerung an diesen „Sohn“ der Oberlausitz erscheint dieses Buch, das die bisherige Moschkau-Forschung auf neue Beine stellen will. „Alfred Moschkau. Philatelist, Heimatkundler und Museumsgründer“ lautet der Titel, aber bereits der Untertitel „Ein Mann, der zur Legende wurde. Historisch-kritische Untersuchungen zu einem Phänomen“ lässt anklingen, worum es ebenfalls geht: Um Entmythologisierung und literaturkritische Bewertung von nahezu 140 Jahren dokumentierbarer Publikationen und Biografien.
Alfred Moschkau, 1848 in Löbau geboren, war und blieb seiner Heimat stets eng verbunden. Beruflich von Unrast getrieben, von Kind an und auf Lebenszeit durch Krankheiten eingeschränkt, entwickelte er immensen Lern- und Arbeitseifer, hinterließ er unübersehbare Spuren in den Zeitungen und Zeitschriften seiner Zeit, veröffentlichte eine immense Zahl von Büchern und Broschüren, engagierte sich für neue gesellschaftliche Ideen, entwickelte zukunftsweisende Strategien für ein besucherorientiertes Tourismus-Marketing, hob sich aber auch durch seine Leidenschaft, Altes zu bewahren und Historisches zu sichern hervor.
Die Oberlausitz kennt Moschkau als Hobby-Historiker seiner Zeit, die Philatelie kennt ihn als den Pionier, dem die spätere Entwicklung der Briefmarkenkunde ihre Anfänge verdankt. Beide Seiten dieses unermüdlich schaffenden Forschers und Autors einmal in einem Überblick zusammenzuführen, gegenüberzustellen und diesen dabei auch kritisch auf Dichtung und Wahrheit zu überprüfen, ist das Verdienst dieses Buches.
Der Autor Wolfgang Maassen schlägt dabei auch die Brücke zwischen der ost- und westdeutschen Philatelie und deren früheren und heute lebenden Protagonisten, recherchierte in Leipzig, Dresden, Löbau, Zittau, prüfte jedes Detail bisheriger Beiträge zu Moschkau nach und entdeckte vieles, was bislang völlig unbekannt war. Er setzte auch Philatelisten und deren Bemühen um das Lebenswerk Moschkaus in der ehemaligen DDR ein Denkmal, besonders Gernot Beyer und Ernst König, vergaß aber auch Arno Köth und Christian Springer im Westen nicht, auch wenn diese infolge der Mauer, die nicht nur das Land, sondern auch vielfach das geistige Schaffen trennte, nicht an bedeutende Quellen zu jener Zeit kamen.
Ein Viertel des Buches machen die Anhänge aus. In dieser Vollständigkeit waren bislang noch nie eine chronologisch detaillierte Übersicht zum Leben Moschkaus einzusehen oder die Fülle der heimatkundlichen Schriften (neue Bibliografie, erarbeitet von Tilo Böhmer aus Ostritz), aber auch der philatelistischen Publikationen nachzulesen. Selbst Moschkau-Kennern dürfte die zusätzliche Genealogie der Moschkau-Familie in dieser Dichte unbekannt sein, zahlreiche Abbildungen aus Familienbesitz (meist Leihgaben von Dieter Landrock) und Textinformationen sowieso. Abkürzungs-, Personen-, selbst ein Stichwortregister erleichtern den Zugriff zum Buchinhalt. Rund 500 Abbildungen und ähnlich viele, teils umfangreiche Fußnoten begleiten den leicht lesbaren Text, wobei gerade die zahllosen Anmerkungen korrigierend, aber auch richtig stellend die Legendenbildung verfolgen.