Città morta

von

Lagger wagt es, Rom noch einmal einen Roman zu widmen. „Eine feinkristallene Prosa“, hat Josef Winkler seine Schreibe einmal gelobt. Und lyrisch ist sie obendrein.
Falter

„Città morta“ ist vor allem ein ästhetisches Projekt, das sich am Vorgängertext abarbeitet, also eine Gelegenheit, Manns Klassiker wieder zu lesen. Mit Ernüchterung ist dabei durchaus zu rechnen. Dafür lassen sich viele Bilder, Orte – etwa die Kirchenszene – und Sätze finden, die Lagger integriert und variiert, keineswegs nur jene, die er kursiv in seinen Text immer wieder einspielt. Vor allem aber ironisiert „Città morta“ mit Klammerausdrücken unterschiedlicher Valenz den komplexen oder umständlichen Satzbau des Vorgängertextes. Aus dem Spiel mit „klassischen“ Bausteinen, die aufgeladen oder auch entzaubert werden, entsteht das Stimmungsbild einer homoerotischen Urlaubsbegegnung mit eigenwillig-schönen Bildwerten.
Evelyne Polt-Heinzl, Die Presse, Spektrum

Eine feinkristallene Prosa!
Josef Winkler, aus der Laudatio zur Verleihung des Preises des Kärntner Schriftstellerverbandes 2006

Laggers melancholisches, doch sinnlich helles Meer an Szenen endet mit einer Coda dort, wo viele deutschsprachige Autoren ihre Romtexte zentrieren, am Campo de Fiori. Auch wenn man sich wünschen darf, dass nachgerade Flaneure die Innenstadt der italienischen Kapitale ein wenig verlassen mögen: Der Autor schafft es, den potentiell abgenutzten Bilderwelten um die römischen Touristen-Hotspots ganz neue Intimaufnahmen abzuschreiben und die Körperlichkeit des sterblichen Menschen mit jener der Ewigen Stadt zu vergleichen. Auf bitterzart poetische, hochsymbolische und leicht mythologische Weise führt Jürgen Lagger einen impressionistischen Film des Lebens zwischen Eros und Thanatos vor, in dem Leidenschaft Sprach- und Altersbarrieren überwindet und Ernst und Spiel sich kurz vereinen.
Roland Steiner, Literaturhaus Wien

An all diesen Bildern kann man die Beschreibungen des Erzählers, der in erster Linie Flaneur ist, messen, und doch entsteht etwas ganz Eigenes. Die Beobachtungen sind aus der Zeit gefallen, etwa in der Beschreibung einer Hochzeitsgesellschaft oder in dem Necken einer alten, blinden Frau durch Straßenjungen. Es werden zum Teil brutale, hartherzige Szenen beschrieben, ohne dass sich der Erzähler engagiert oder Partei ergreifen würde. So ist das Leben, grausam, aber auch poetisch und schön. Besonders wenn man den Sätzen von Lagger nachhorcht, der seinen Figuren wohlwollend nahesteht.
Bernd Schuchter, Vorarlberger Nachrichten

Ein kompakter, vielschichtiger, lyrischer Roman, der das schwule Begehren, Suchen und das Entdecken einer Stadt, des eigenen Körpers oder von Männern auch sprachlich vielschichtig umsetzt. Ein Buch zum Eintauchen und Spüren.
Pride

Laggers Roman ist, wie schon seine letzte Publikation „Öffnungen“ ein Sprach- und Formexperiment. Sein Erzählen ist eher ein lyrisches Dahinfließen, eine Art innerer Monolog, typografisch unkonventionell gestaltet. So entsteht ein „Stadtprotokoll“ besonderer Art.
Peter Vodosek, ekz-Publikation

Jürgen Lagger hat in einem mitreißenden Wahnsinnsakt einen Rom-Roman über Kunst, Klischee und persönliche Verlorenheit geschrieben. Seine Sätze hat er dabei aufgefädelt wie Inschriften, die keinen Anfang und kein Ende kennen. Wo immer der Leser hineinschlägt mit dem Auge in den Text, stößt er auf Sätze, die nicht mehr weggehen.
Helmuth Schönauer, Südtiroler Tageszeitung