Clair de Lune

Eine Winterreise von Drancy nach Auschwitz

von

Unter dem Titel „Pink and Blue“ ist ein Gemälde des französischen Impressionisten Auguste Renoir bekannt. Der Maler schuf das Werk 1881. Es ist ein Doppelbildnis zweier kleiner Mädchen, der Schwestern Alice und Elisabeth Cahen d´Anvers, Töchter eines französisch-jüdischen Bankiers. Über weißen Spitzenkleidchen schmückte die jüngere Alice eine rosa, ihre Schwester Elisabeth eine hellblaue Seidenschärpe über der kindlichen Hüfte, daher der Titel des Gemäldes „Pink and Blue“. Die 70-jährige Elisabeth, obgleich zum Katholizismus konvertiert, wird von den Nazis verhaftet, in das Sammellager Drancy nahe Paris verbracht und im März 1944 nach Auschwitz deportiert. Während des Transportes in einem eisigen Viehwagen entflieht Elisabeth der schrecklichen, demütigenden Wirklichkeit in ihre Parallelwelt. Sie träumt sich zurück in die selige Zeit ihrer behüteten Kindheit, zurück in den Salon ihres Elternhauses vor die Staffelei Renoirs, und in die Gärten des väterlichen Schlosses Champs-sur-Marne, begleitet von Verlaines Worten und von Debussys Klängen zu „Clair de Lune“. Die todbringende Umwelt kann Elisabeth nicht mehr erreichen.