Clara Viebig

Ein langes Leben für die Literatur-Dokumentation zum 150.Geburtstag

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Clara Viebig wurde mit 37 Jahren zur ersten Schriftstellerin der Moderne und war zu
Anfang des 20. Jahrhunderts eine der erfolgreichsten und meist gelesenen Autorinnen.
Als 1935 ihr letzter Roman erschien, da stand sie bereits im 75. Lebensjahr. Sie
hatte die Höhen und Tiefen einer ganzen Epoche deutscher Geschichte von der
Reichsgründung 1871 bis zur Gründung von zwei deutschen Staaten nach dem
2. Weltkrieg erlebt, als sie 92-jährig im Jahr 1952 starb. Es gibt nicht viele Schriftsteller
wie Clara Viebig, die auch noch 58 Jahre nach ihrem Tode Interesse an ihren Werken
weckt und vor allem im Eifel- und Moselraum eine treue Leserschaft hat. Teile ihres
Werkes werden immer wieder aufgelegt. Woran das liegt – darauf gibt es mehrere
Antworten, was die Forschungsarbeit an Universitäten in Deutschland, Frankreich
und Polen sowie mehrere Dissertationen aus jüngerer Zeit belegen. Eine Antwort
jedoch ist für Clara Viebig allgemein gültig: ihre Lesbarkeit.
Zu ihrem 150. Geburtstag geben Christel Aretz und Peter Kämmereit anhand von
Dokumenten, Selbstzeugnissen, Autorenbeiträgen und der Lebenserinnerungen des
Sohnes und der Enkeltochter Einblick in dieses lange Leben für die Literatur und
beleuchten dabei auch die wenig bekannte Zeit während des Nationalsozialismus.
Erstmalig wird das handschriftliche Manuskript einer Novelle von Clara Viebig
reproduziert. So gilt es die Schriftstellerin wieder zu entdecken.

‚. Viebig stellt so die Verbindung vom Gesellschaftsroman des Realismus und
Naturalismus des späten Kaiserreichs zu dem der Weimarer Republik dar. Solche lesbaren,
ja spannenden Gesellschaftsromane hat die deutsche Literatur genau so aufzuweisen wie
die französische oder englische; dass es sie nicht gäbe, ist eine Zwecklegende der deutschen
Germanistik, die sie nicht zur Kenntnis zu nehmen geruht, weil ihr alles Unterhaltende
und Lesbare gleich als ›trivial‹ gilt.‘
Professor Volker Neuhaus