Coll’Arco

Futuristischer Roman Aus dem Italienischen von Magnus Chrapkowski

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»Wir leben auf einem Pulverfaß der Phantasie«, und Sam Dunn, ein reicher Dandy im Paris der Festempfänge und Salons, ist im Begriff, es in die Luft zu jagen, denn er hat übersinnliche Fähigkeiten und beherrscht die okkulten Kräfte …

Aber dieser Übermensch ist allzu menschlich: Sam Dunn ist feige, skeptisch, faul, versnobt und hat weitgehend den Realitätsbezug verloren, die Welt ist für ihn ein »reichlich komplizierter und sehr verworrener Kuddelmuddel, von dem man nichts versteht«. Als seine okkulten Energien übermäßig potenziert werden, stürzt er Paris ins Chaos: »Auf der Straße […] sah man ein auf vier Rollschuhe geschnalltes Maultier mit gemeingefährlicher Geschwindigkeit entlangsausen […]. Sämtliche Bäume des Waldes von Fontainebleau verschwanden auf einmal, als seien sie vom Erdboden wieder eingesaugt worden zur selben Zeit, und mit einem ohrenbetäubenden Knall, sproßte der Eiffelturm wie ein Strauch, vom Fundament bis zur Spitze.«

Corras fulminantes Romandebut, erstmals 1916 in L’Italia futurista veröffentlicht, ist der Versuch, mit erzählerischen Mitteln jede ontologische Gewißheit zu durchkreuzen, um einen Blick jenseits der oberflächlichen Wirklichkeit zu werfen – eine kühne Vorwegnahme von Dada und Surrealismus. Dieser große kleine Roman, dessen überbordender Einfallsreichtum an Carl Einstein und Alfred Jarry erinnert, ist ein Sprühfeuer der Phantasie, unverfroren komisch, provokant und bizarr, mit einem bombastischen Ende!