Cotta’s Bibliothek der Moderne

von

»Der ›Ptolemäer‹ ist ein Gedanken- und Problemmassiv aktuellsten Charakters. Alles zusammen ist es reine Kunst – ohne Rücksicht darauf, welche Konsequenzen sich daraus ergeben … Ich kann anständigerweise keinem Verleger zureden, sich dafür zu interessieren, die Sachen würden sehr starken Widerspruch finden und als unzeitgemäß angesehen werden. Die mir so wohlbekannten Angriffe gegen meinen Ästhetizismus, Esoterismus, Asozialismus würden wieder beginnen.«
So schrieb Benn im Sommer 1948 an den Verleger Max Niedermayer, der diesen Band im Jahr darauf erstmals herausbrachte.
Der Widerspruch blieb hinter Benns Erwartungen zurück, der Stil schien seine Gedanken unangreifbar zu machen. Die drei Prosastücke »Weinbaus Wolf«, »Roman des Phänotyp« und »Der Ptolemäer«, in den Jahren 1937 bis 1947 geschrieben, sind erzählerische Texte, aber ohne das übliche Erfinden von Figuren, Taten und Beziehungen, »Romane im Sitzen«, erfüllt von Erinnerungen, Beobachtungen, Spekulationen, fast unwillkürlichen Gedankenschüben eines Intellektuellen, der von den Verfallsprozessen der europäischen Zivilisation fasziniert ist.