Zehntausende Handwerker, Lehrlinge und Arbeiter gingen alljährlich in Österreich-Ungarn im Frühjahr auf Wanderschaft. Die Mehrheit begab sich nach Wien, um bessere Kenntnisse und höhere Entlohnung zu erhalten. Einige gelangten während ihrer Wanderung auch in entferntere Länder der Monarchie. Der Band enthält Erinnerungen von Handwerkern, Meistern und Gesellen verschiedenster Fachrichtungen, die aus Böhmen oder Mähren stammten und ihre Wanderjahre vor dem Ersten Weltkrieg erlebten.
Die einzelnen Autoren, u.a. Tischler, Schuster, Schlosser, aber auch Orgelbauer, Glasstecher, Typographen und eine Modistin, beschreiben nicht nur die Arbeitsbedingungen und die neuen Fachkenntnisse, die sie „auf der Walz“ gewannen, sondern vergleichen auch Lebensstil, Familienbeziehungen und Lebensgewohnheiten zu Hause und in der neuen Umgebung. Waren anfangs noch die Zünfte für die Sicherheit und Verpflegung der Wanderburschen von Bedeutung, wurde später mit zunehmender Industrialisierung die Einrichtung eines Netzes von „Verpflegungsstationen“ notwendig. Der Band gibt Auskunft über die wirtschaftlichen Verhältnisse, die sich ändernden Motivationen für die „Walz“, die Ziele der Reisen und den weiteren Berufsverlauf der in die Heimat zurückgekehrten Meister. Eine ausführliche Einleitung beschreibt die Entwicklung des Handwerks zur Industrie in der zweiten Hälfte des 19. und am Anfang des 20. Jahrhunderts.
- Veröffentlicht am Freitag 25. November 1994 von Böhlau Wien
- ISBN: 9783205981473
- 323 Seiten
- Genre: Belletristik, Romanhafte Biografien