Dankbarkeiten

von

„Dankbarkeit ist das Gedächtnis des Herzens.“
(Jean-Baptiste Massillon)

Das Leben sei an allem schuld, schrieb Robert Musil, mit ironischem Blick auf schreibende Zeitgenossen, in seinem Nachlass zu Lebzeiten. Ohne Ironie sagte Robert Walser, ebenfalls mit Blick auf die Literatur seiner Gegenwart: „Überall diese Beschwerden, diese Fülle an Entrüstetheiten“ – bei Personen, realen oder fiktiven, die meinen, im Leben zu kurz gekommen zu sein. Aber das Leben ist nicht an allem schuld. Es bietet auch Anlässe, dankbar zu sein, vielleicht einmal dem Zufall, vor allem aber Menschen, auch solchen, die nicht mehr leben. Manchmal scheint es, als hätten Dankbarkeiten eine Zerfallszeit. Aber so manche haben keine.