Martin Kessel (1901-1990), Büchnerpreisträger von 1954, ist mit seinem umfangreichen aphoristischen Werk in Vergessenheit geraten. Zu Unrecht, wenn man nur diese beiden Beispiele liest, die an Aktualität nicht zu übertreffen sind: „In der Technik waltet eine Ironie des Mittels. Durch Defekte und Katastrophen erinnert das Mittel wieder an seine Selbstständigkeit.“ „Wo alles auf Leistung eingestellt ist, wird selbst das Vergnügen zur Schwerarbeit.“ Ob zu Fukushima, zu den Arbeitsbedingungen im Web-Zeitalter oder zur Spaßgesellschaft: er scheint schon damals darauf reagiert zu haben. Grund genug für Friedemann Spicker, den Leiter des Deutschen Aphorismus-Archivs und Herausgeber der DAphA-Drucke, der mit zahlreichen Veröffentlichungen und Editionen zur sogenannten kleinen Gattung und ihren Autoren hervorgetreten ist, einen ersten Auswahlband seiner Aphorismen vorzulegen. Er hat dazu auch den Marbacher Nachlass ausgewertet und ein umfangreiches Nachwort verfasst, das die aphoristische Biographie des Autors zum ersten Mal darstellt. Gisbert Tönnis, ein renommierter Kölner Künstler, ist in 24 Zeichnungen weit abseits der üblichen ‚Illustrationen’ in einen intermedialen Dialog mit Kessel getreten.
- Veröffentlicht am Dienstag 5. Juni 2012 von Universitätsverlag Brockmeyer
- ISBN: 9783819608520
- 166 Seiten
- Genre: Aphorismen, Belletristik