Das alte Frankfurt

Photographien von 1855-1890 von Carl Friedrich Mylius

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Der Aufstieg Frankfurts zu einer der wichtigen Industriemetropolen vollzog sich innerhalb weniger Jahrzehnte. 1866, im Jahr der Annexion durch Preußen, hatte die bis dahin eher provinzielle, aber Freie Stadt 90.000 Einwohner, 1910 waren es bereits 400.000. Der Preis für diese rasante Entwicklung war hoch: ganze Straßenzüge und Stadtviertel mussten neuen Bebauungs- und Verkehrsplanungen weichen, Eingemeindungen ließen Frankfurt zeitweise zur flächengrößten Stadt Deutschlands anwachsen. Von all dem blieb die Altstadt weitgehend unberührt – bis zu ihrer fast totalen Zerstörung im 2. Weltkrieg.
Beidem, den radikalen Veränderungen wie der mittelalterlichen Substanz, galt das Interesse von Carl Friedrich Mylius (1827–1916), der sich 1854 als Photograph in Frankfurt niederließ und der bedeutendste Bildchronist seiner Stadt wurde. Mehr Heimatforscher und Bildungsbürger als Geschäftsmann, ging es ihm vor allem darum, den Wandel zu dokumentieren und den Bestand wenigstens auf Papier zu sichern. In Serien hält er den Verfall der Altstadtgassen oder den Abriss ganzer innerstädtischer Baukomplexe fest. Seinen bürgerlichen Auftraggebern liefert er Erinnerungsbilder von ihren Häusern, bevor sie der Bodenspekulation zum Opfer fallen, teilt mit ihnen aber auch den Glauben an den Fortschritt und photographiert – im bereits anachronistischen nassen Kollodiumverfahren – Neubauten und vor allem Ingenieursarchitektur. Mylius’ Frankfurt ist eine Stadt mit Vergangenheit, die sich mitten im Umbruch befindet.