Das einzige Lied

Wortbilder & dokumentarische Szenen

von

Anfang der 1980er-Jahre kreuzen sich in Djibouti, einem Nachbarstaat von Äthiopien am Horn von Afrika, die Wege dreier Europäer und einiger äthiopischer Flüchtlinge. Wie sich ihre Schicksale verknüpfen und ihre Lebenswege verlaufen, ist Gegenstand der dokumentarischen Erzählung von Martha Mamozai. Sie gewährt Einblicke in unterschiedliche Charaktere und Mentalitäten und bringt in knapper Form die politischen Ereignisse seit den 1970er-Jahren wieder in Erinnerung. Anonyme politische Gräuel übersetzt sie in nahegehende Schicksalsgeschichten. Mehr Authentizität und Glaubwürdigkeit als dieses Buch bietet, ist kaum denkbar. Denn Martha Mamozai arbeitete seit 1968 in 30 Ländern Afrikas und Asiens – zwischen 1981 und 1985 in Djibouti. Sie ließ sich auf die fremde Welt ein, ging ihre erste Ehe mit einem afghanischen Pashtunen ein und ist seit 12 Jahren mit einem Tuareg aus Mali verheiratet. Die geborene Bayerin sieht sich als Wanderin zwischen den Welten und wurde durch ihre Erlebnisse in diesen Ländern tief berührt. Es ist ihr deshalb ein Anliegen, die Wahrheit bekannt zu machen. Mit ihren gründlichen Reportagen stieß sie in der zunehmend verflachenden Medienwelt dabei immer wieder auf Schwierigkeiten. In ästhetischer, geradezu würdevoller Sprache und präzisen Schilderungen läuft das Geschehen wie ein Film vor dem inneren Auge des Lesers ab. Er wird darin mit einer anderen, uneuropäischen Kultur vertraut gemacht. „Das einzige Lied“ vereint drei selten gemeinsam anzutreffende Komponenten: einen wichtigen Stoff, einen guten Schreibstil und Hintergrundwissen aus eigener Anschauung. Wer sich für Afrika, Flüchtlingsschicksale und den Einfluss der Medienwelt auf den Informationsfluss interessiert, kann hier nicht enttäuscht werden.