Das Fallen

von

Eine junge Frau fällt in ein Loch. Und fällt und fällt und fällt. Michael-André Werners neuer Roman ist im Wortsinne abgründig und lädt die Lesenden ein zur Sinnsuche im vordergründig Absurden. Ein faszinierender Text mit immer neuen Überraschungen, Wendungen und Einsichten.
Eben noch war Antonia auf dem Weg vom Bäcker zum Linienbus, da tut sich unter ihr die Straßendecke auf, und Antonia fällt. Doch statt auf dem Boden des Lochs aufzukommen, fällt sie immer tiefer und tiefer. Sehr bald schon ist sie sich nicht mehr sicher, ob das Geschehen real ist oder nur in ihrer Einbildung existiert. Antonias Unsicherheit überträgt sich auf die Leserinnen und Leser: Das Spiel mit der wortwörtlichen Haltlosigkeit führt den Roman in eine faszinierende Zwischenwelt zwischen Bewusstsein, Erinnerungsfragmenten, Komafantasie sowie Verweisen auf »Alice im Wunderland« und existenzialistische Gedankenspiele. »Das Fallen« ist ein radikales, erzählerisches Experiment – lustvoll verstörend, bisweilen düster-melancholisch und reicht zwischendurch immer wieder ins Absurd-Komische hinein. Spätestens als Antonia während ihres Fallens auf verschiedene andere Menschen trifft, die ebenfalls in Löcher gefallen sind, befinden wir
uns mit ihr in einer paradoxen Zwischenwelt, in der das Fallen selbst den einzigen Halt gibt. Ein Roman für Leserinnen und Leser mit Interesse an leicht fantastischen Ausgangsszenarien (z. B. »Die Wand« von Marlen Haushofer, »42« von Thomas Lehr).