Das fliegende Kästchen

Märchen von Franz Xaver von Schönwerth, erzählt von Erika Eichenseer

von

„Nirgendwo in ganz Deutschland ist umsichtiger, voller und mit so leisem Gehör gesammelt worden.“ So brachte kein Geringerer als Jacob Grimm seine hohe Wertschätzung für die Arbeit seines Zeitgenossen Franz Xaver von Schönwerth zum Ausdruck. Von der Mitte des 19. Jahrhunderts an trug der Volkskundler, Sprachforscher, Sagen- und Märchensammler Schönwerth eine Fülle von Material zur bayerischen Alltags- und Sprachkultur zusammen – und ist heute doch fast vergessen.

Zum reichen Erbe Schönwerths gehören die zahllosen von ihm gesammelten Märchen und Mythen. Diese zauberhaften, naturnahen, auch lustigen Texte erzählen frisch und ungeschönt von mutigen Abenteurern, von fantastischen Wesen und ganz irdischen Schreckgestalten, aber auch von der Kultur eines vergangenen Bayerns. Bis heute haben sie nichts von ihrer Faszination eingebüßt: Da wächst aus dem Kerbholz eines reuigen Sünders der schönste Apfelbaum und trägt Früchte, während ein junger Taugenichts erst durch die schaurige Arbeit beim Teufel den rechten Weg im Leben findet.

Märchenerzählen ist nicht umsonst 2016 von der deutschen UNESCO-Kommission in das Verzeichnis des immateriellen Kulturerbes aufgenommen worden – schließlich ist es eine hohe Kunst, Menschen auf diese spielerische und gleichzeitig geistig anregende Weise zu unterhalten. In der freien Nacherzählung von Erika Eichenseer erwacht nun ein wahrer Schatz zu neuem Leben: Mit viel Gespür für die Besonderheit des Schönwerth-Nachlasses dringt sie zur Seele der alten Märchen vor – unterstützt von den stimmungsvollen Klängen von Thomas Dürr.