Das Haus

von

Bella kümmert sich um Tante Else. Als Einzige aus der Verwandschaft. Dabei ist Tante Else gar nicht ihre Tante, sondern die ihres ersten Mannes. Aber Bella mag die ältere Frau, der das Leben viele harte Prüfungen abverlangte. Sie hat sie in ihr Herz geschlossen und fühlt sich verantwortlich, will Else nicht alleine lassen, auch nicht nach ihrer Scheidung.
Bella will Else beistehen, sie begleiten bis zum Tod und wird so zur Chronistin eines fortschreitenden geistigen und körperlichen Verfalls. Und zwangsläufig zur Chronistin unsäglicher gesellschaftlicher Missstände im Altenpflegebereich.
Tante Else ist erblindet, kann sich nicht mehr selbst versorgen, nicht mehr ohne Hilfe anziehen, aber ihre Pflegebedürftigkeit wird lange Zeit nicht anerkannt. Die beauftragten Pflegerinnen wechseln ständig und haben nie Zeit.

Bella schreibt alles auf. Das entlastet. Mehr noch: Sie findet über das Erzählen einen Weg, Ideen, Konzepte, Träume von einem würdevollen Altern zu entwickeln und im Bild vom ‚Haus‘ einen konkreten Ausdruck zu geben. Wie müsste ein Haus aussehen, in dem alte Menschen die nötige Fürsorge finden ohne ihrer Selbstbestimmung beraubt zu werden?
Aus dem biografischen Bericht wird unversehens die Utopie einer besseren Gesellschaft. Utopie? Warum sollte es nicht möglich sein, dieses drängende gesellschaftliche Thema genauso in die Tat umzusetzen? Warum soll nicht die den Fakten entsprungene Fiktion wiederum die Wirklichkeit verändern können. Der Bedarf ist groß.
Ein ungewöhnliches, bewegendes Buch.