Joachim Seiler, Architekt und Alkoholiker, spiegelte, nach seinem erfolgreichen Entzugsspektakel „Blaupause“, das Leben und die Welt seiner trockenen und nassen Krankheitsgenossen jahrelang in der TrokkenPresse. Die hier versammelten satirischen Kabinettstücke seiner Kolumne „Das Jüngste Gerücht“ zeigen, dass der Humor trotz dieser chronischen Krankheit nicht zu kurz kommen muss, und dass ein trockenes Leben für den Alkoholiker noch viele schöne Tage haben kann.
Aus: „Zur Hölle mit dem Suff“
Dass Gott der Herr durch eine Sintflut das Böse in der Welt ausrotten wollte, war an sich ein genialer Gedanke. Dass er allerdings Noah zum neuen Stammvater bestimmte, erwies sich als eine kapitale Fehlbesetzung. Jedenfalls vom Standpunkt des alkoholisierten Teiles der Menschheit aus gesehen! Denn was tat der gute Mann nämlich, als das große Wasser versickert und er aus seiner Arche geklettert war? Er wurde Landwirt, legte Weinberge an, erntete, kelterte und begann kräftig zu saufen (1. Mose 9, 20). Immerhin aber lebte er nach der Sintflut noch 350 Jahre (1. Mose 9, 28)! Eine beachtliche Leistung für einen eingefleischten Säufer …
- Veröffentlicht am Montag 23. März 2015 von Trokkenpresse
- ISBN: 9783981325355
- 100 Seiten
- Genre: Belletristik, Essays, Feuilleton, Interviews, Literaturkritik