Das Kaleidoskop

von

Es waren die ersten fünf Jahre, von denen ihm seine Mutter lange hinterher erzählt hatte. Von seiner Krankheit als kleines Kind. Von dem alten Arzt. Den Tagen der Angst um den Kleinen. Um ihren Bruno. In Frieden durfte er aufwachsen. Bis ihn das tausendjährige Reich einholte. Das gedauert hatte von 1933–1945. Soldat war er und er hatte Glück gehabt. Sehr viel Glück, aber noch mehr Beistand. Oft hatte er gefragt: „Warum ich? Warum nicht ein anderer?“ Als er nach Hause kam nach diesem idiotischen Krieg und angekommen war an dem Ort, an dem die Eltern und sein Bruder wohnten, saß er lange auf den Trümmern, bis er Kraft hatte, nach ihnen zu suchen. Geheiratet hatte er und seine Frau bekam zwei Kinder. Eines davon war von ihm. Er hatte nicht auf seinen Vater gehört und getan, was er wollte. Es war falsch. Doch trotz aller Enttäuschungen saß ihm das Glück auf der Schulter und nicht nur einmal zog ihn das Schicksal herunter von seinem eingebildeten Hochsitz, um ihn nach einer Weile der Besinnung wieder hinaufzuheben. Viele Begebenheiten hatten ihn reifen lassen und er hatte begriffen, daß Ursache und Wirkung untrennbar miteinander verwoben sind und die Wahrheit hinter dem Sichtbaren liegt. Viele Leben waren es in einem. Enttäuschung, Glück, Zufriedenheit, Anfechtungen und Ängste lagennebeneinander. In der Zeit des Aufbauens und in diesem Heute, in dem so vieles unverständig bleibt. Dieser Dauererlebnisbericht dokumentiert Situationen und Erlebnisse und vermischt Ernstes und Heiteres mit Parabeln, Humor und Kritik.