Todo kann sich an nichts erinnern, alles, was war, ist wie ausgelöscht. Doch als es eines Tages an seiner Tür klopft, kann er nicht verhindern, dass sich seine Vergangenheit Stück für Stück wieder zusammensetzt. Da sind sein verspielter Freund Tom, Ada mit den weichen, wachen Augen, Nora, die Todo nach Frankreich lockt. Das leichte Leben über dem Pariser Dächermeer, im Sommerlicht, an Tischtennisplatten, in Betten, auf Balkonen. Und Manon, von allen die hellste und die dunkelste, Manon, die über Samjatin promoviert, die über Stalin, Big Data, die Kehrseite des Fortschritts und die Bedrohung der Freiheit spricht. Bis zu dem Tag, an dem Todo erst sie und dann seine Erinnerung verliert.
Mit seltener Sprachvirtuosität schreibt Thomas Martini über Sinnsucher und Träumer und über das Gefühl der Unausweichlichkeit. Er erzählt von einer Welt, in der alles wahnhaft nach Wohlstand, Wachstum und Fortschritt strebt, eine Moderne, die an Selbstoptimierung und die Macht der Maschine glaubt, und doch unaufhaltsam auf einen dunklen Kulminationspunkt zusteuert. »Das Kind mit dem Spiegel« ist eine Verortung des Individuums in dieser fremdgesteuerten Welt, eine Novelle über Liebe und Tod, flüchtiges Glück, große Ideale – ein modernes Märchen voller Poesie.
- Veröffentlicht am Dienstag 1. März 2016 von Frankfurter Verlagsanstalt
- ISBN: 9783627002268
- 128 Seiten
- Genre: Belletristik, Erzählende Literatur